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       # taz.de -- Veränderung der Rundfunkgebühren: Zwangsabgabe auch bei Nichtkonsum
       
       > Aus der Rundfunkgebühr wird in wenigen Tagen der Rundfunkbeitrag. Was
       > ändert sich? Und warum eigentlich?
       
   IMG Bild: Die GEZ-Gebühren werden 2013 umgebaut
       
       Es ist zwar keine Volks-, wohl aber eine Gerätezählung, die da seit
       Jahrzehnten zum Wohle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks läuft. 39
       Millionen Radios, 33 Millionen Fernseher und alternativ knapp eine halbe
       Million „neuartige Rundfunkempfangsgeräte“, also vor allem Computer mit
       Anschluss ans Internet, sicherten im zuletzt bilanzierten Jahr 2011 das
       Einkommen von ARD, ZDF und Deutschlandradio.
       
       Seit jeher zählt nicht der Bürger, sondern das Empfangsgerät. Das ändert
       sich nun, denn aus der „geräteabhängigen Rundfunkgebühr“ wird zum
       anstehenden Jahreswechsel ein Rundfunkbeitrag. Dann gilt nicht mehr „Geld
       für Geräte“, sondern „eine Wohnung – ein Beitrag“, und nicht zuletzt auch:
       Fortan muss jeder Haushalt den neuen einheitlichen Beitrag zahlen. Ob er
       einen Fernseher hat oder nicht, spielt keine Rolle mehr. Das führt bei
       einigen zu Frust.
       
       Dass jetzt vor allem für die, die bisher aus Überzeugung nicht ferngesehen
       haben, alles anders wird, haben sich allerdings nicht die Sender
       ausgedacht. Es war die Politik, genauer gesagt die Länder, die in
       Deutschland für die Medien zuständig sind. Die haben vor gut zwei Jahren
       unisono beschlossen: Die Gebühr wird zum Januar 2013 durch einen Beitrag
       ersetzt.
       
       Als 1923 die erste Gebühr erhoben wurde, war das System noch überschaubar.
       Zunächst ging überhaupt nur eine Stunde Musik pro Tag über den Äther. Wer
       einen Radioempfänger besaß und mithören konnte, der musste sich aber schon
       da melden und eine erste Gebühr entrichten – an die Post. Anfangs waren das
       ein paar hundert Familien, 1924 aber schon 500.000 „Rundfunkteilnehmer“.
       
       ## Chaos der Geräte
       
       Inzwischen aber lässt sich der Rundfunk nicht mehr nur mit Radiogeräten und
       – später dazugekommen – Fernsehern empfangen. Die Sender strahlen auch im
       Netz aus, empfangbar per Livestream oder als Abruf in den vielen
       Mediatheken auch mit Computern, Handys und Tablets. Und wer hat schon
       ernsthaft gar kein solches Gerät im Haus, fragte sich dann auch die
       Politik.
       
       Mit der anstehenden Systemumstellung will sie diesem Chaos ein Ende
       bereiten. Stark vereinfacht gesagt werden ARD, ZDF und Deutschlandradio
       dafür politisch auf eine Ebene beispielsweise von Universitäten gestellt:
       Für sie muss ebenfalls zahlen, wer sie gar nicht selbst besucht.
       
       So wird es auch mit den Programmen sein – was freilich nicht jeder
       einsieht, zumal die dann auch tatsächlich zwangsfinanzierten Programme
       weiterhin gespickt sein werden mit Boulevard à la „Brisant“ und „Hallo
       Deutschland“, mit Hollywood-Filmen und Sportevents, für die sich
       Privatsender finden würden.
       
       Die Politik geht unterdessen ein recht waghalsiges Manöver ein. Aus dem
       bisherigen Fernsehbeitrag von 17,98 Euro wird der einheitliche Beitrag.
       Damit soll sich für die meisten bisherigen Zahler nichts ändern und der
       Widerstand gegen das neue System möglichst klein bleiben, frei nach dem
       Motto: Bei wem alles gleich bleibt, der wird schon nicht meckern.
       
       Gleichzeitig sollen aber die Sender nach der Umstellung nicht weniger Geld
       bekommen als davor, zuletzt 7,5 Milliarden Euro pro Jahr. Dass das quasi
       auf den Cent genau klappen wird, dürfte mit dem radikalen Wechsel der
       Spielregeln wohl schwierig werden. Gut möglich also, dass sich der Beitrag
       nach der Umstellungsphase, die für ganze zwei Jahre angesetzt ist, wieder
       ändern muss. Bloß Geräte zählen muss dann wirklich niemand mehr.
       
       11 Dec 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Daniel Bouhs
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