URI: 
       # taz.de -- Kommentar Kinderschutzberichte: Verwirrendes Zahlenbild
       
       > Jede Meldung der Polizei gilt als Kindeswohlgefährung. Über
       > Armutsfaktoren erfahren wir nichts. Der Fokus dieser Berichte sollte ein
       > anderer sein.
       
   IMG Bild: Ob ein Kind misshandelt wird, ist von außen schwer zu beurteilen.
       
       Besser diese Zahlen als gar keine. Aber wie schon sein Vorgänger ist der
       nun vorgestellte Bericht etwas verwirrend. Auch, weil jede Meldung der
       Polizei über einen Ladendiebstahl oder anderes „delinquentes Verhalten“
       beiträgt zur Zahl von fast 10.000 Gefährdungsmeldungen.
       
       Dabei ist nicht jeder Jugendliche, der von gesetzlichen Normen abweicht, in
       seiner Entwicklung gefährdet. Erwachsenwerden ohne Verstöße gegen Regeln
       ist gar nicht möglich, sagen sogar Kriminologen.
       
       Hamburg fährt hier seit Jahren die Null-Toleranz-Linie: Die Jugend wird
       konsequent gescannt, im Ampel-System erfasst. Repressive Maßnahmen, etwa
       die geschlossene Unterbringung, treffen dann jene, die zu Hause eher wenig
       Unterstützung erfahren.
       
       Natürlich ist es wichtig zu wissen, wie häufig Verdacht gemeldet wird – sei
       es auf Vernachlässigung, Misshandlung oder Missbrauch. Auch um zu
       beurteilen, ob die Jugendämter mit ihrer Personalausstattung ihren Job
       eigentlich erledigen können. Aber der Fokus könnte ein anderer sein. Auch
       Armut gefährdet Kindeswohl – wieso erhalten wir darüber keine
       Informationen?
       
       Die gute Nachricht: Es wird gar nicht alles schlimmer. Es wurden –
       zumindest im Berichtsraum 2011 – weniger Kinder aus Familien genommen. Es
       könnten noch weniger sein, weil es frühzeitig die nötige Unterstützung
       gibt.
       
       6 Dec 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Kaija Kutter
       
       ## TAGS
       
   DIR Kindeswohl
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Gefährdetes Kindeswohl: Häufiger Verdacht
       
       Die Verdachtsmeldungen von Kindesmisshandlung ist stark gestiegen. Laut
       Sozialbehörde ein Medienphänomen.
       
   DIR Kinderschutz-Bilanz: Jugendämter stärker belastet
       
       Mehr Meldungen über Kindeswohlgefährdung, aber weniger Inobhutnahmen:
       Bezirke legen Kinderschutzbericht vor und sprechen von "relativ stabilem
       Lagebild".