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       # taz.de -- Kolumne Blicke: „La Bombana“ ist tot
       
       > Eine nimmersatte Liebeswütige, ein feingeistiger Verleger und was man aus
       > München über den Journalismus lernen kann.
       
       „Antje C., genannt Angelina, liebte alle Männer“. So stellte es die
       Boulevardzeitung tz aus München am Dienstag ins Netz. Der Ippen-Gruppe, zu
       der die tz gehört, war zuletzt ein Interesse an der Frankfurter Rundschau
       nachgesagt worden.
       
       Verleger Dirk Ippen, der seine Blätter mit einer feingeistigen
       wöchentlichen Kolumne verziert und als Herausgeber von Büchern wie „Jeder
       Atemzug für Dich. Die 100 beliebtesten deutschen Liebesgedichte“ glänzt,
       wies das umgehend zurück. Eine gute Nachricht.
       
       Mit Antje C. beschäftigte sich die tz zum ersten Mal im April dieses
       Jahres: „47-Jährige nötigt Mann zu endlosem Schäferstündchen“. Ein
       Handwerker, schrieb der Journalist Sven Rieber, habe mit der
       Kneipenbekanntschaft einen „sexuellen Albtraum“ erlebt.
       
       „Aus den Fängen der Frau“ beziehungsweise aus ihrer Wohnung, wo er
       „ordentlich anpacken“ habe müssen, konnten ihn erst Polizisten befreien,
       die von Antje C. schon „begierig erwartet“ worden seien, um den Platz des
       Mannes einzunehmen. Die Polizei aber nahm „die Betrunkene“ fest. Der Mann
       „brauchte keine ärztliche Hilfe.“
       
       ## Die schlimmsten Sex-Verletzungen
       
       Ein paar Tage später konnte die tz mit weiteren Details über den
       „Sexsklaven“ der „nimmersatten Nymphomanin“ aufwarten. Dieter S. outete
       sich statt als Handwerker als DJ. Er habe Anzeige wegen Freiheitsberaubung
       und sexueller Nötigung gegen die „Liebes-Wütige“ erstattet und „jetzt erst
       einmal die Schnauze voll von Frauen“. Wen der Artikel zum Weiterklicken
       animierte, dem bot die tz eine Online-Bilderstrecke mit dem Titel „Bloß
       nicht nachmachen! Die schlimmsten Sex-Verletzungen“.
       
       Ende April war dann aber erst mal „Schluss mit der Männerjagd“. Antje C.,
       die „zu allem entschlossene Nymphomanin“ („tz berichtet exklusiv“), hatte
       ein neues Opfer gefunden. „Diesmal geriet ein ahnungsloser Afrikaner in
       ihre Fänge.“ – „Wie schon nach dem Fall Dieter“, erfuhr man auf einmal
       exklusiv in der tz, sitze Antje C. in der Psychiatrie: „Denn auch die Ärzte
       halten sie mittlerweile für eine ernste Gefahr für die Männerwelt.“
       
       Ach so – da war noch was: „Die Frau versuchte offenbar unter allen
       Umständen, mit 47 Jahren ein Kind zu bekommen“, ergänzte (Frauen sind
       einfach sensibler) die Journalistin Dorita Plange. Wer diesmal mehr wissen
       wollte, wurde auf den Bilderstrich „Die kuriosesten Sex-Urteile“ geschickt.
       
       Am vergangenen Montag war es dann aber doch soweit – auch das beliebteste
       deutsche Liebesgedicht muss mal ein Ende haben: „Sex-Sklave Dieter: Seine
       Nymphomanin ist tot“ titelte die tz. Plötzlich war die Geschichte „gar
       nicht mehr lustig“. Diesmal war es ein Heizungsmonteur, der neben der
       alkoholkranken, psychisch gestörten Frau einschlief.
       
       Als sein Wecker klingelte war die – wie die tz inzwischen exklusiv in
       Erfahrung gebracht hatte – auch „La Bombana“ genannte Frau tot. Die
       Obduktion ist angeordnet, die Verfahren gegen Antje C. werden eingestellt.
       Die Kolumne von Dirk Ippen geht weiter. Sie heißt „Wie ich es sehe“. Danke
       – das wissen wir schon.
       
       6 Dec 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ambros Waibel
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