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       # taz.de -- Treffen der UN-Fernmeldeunion: Das Netz spaltet die Welt
       
       > Auf dem UN-Treffen zur Telekommunikation gibt es wie erwartet Streit um
       > eine größere staatliche Regulierung des Netzes. Nun soll sich ein
       > Ausschuss damit beschäftigen.
       
   IMG Bild: Was tun mit dem Streit? Konferenzvorsitzender Mohamed Nasser al Ghanim (r.).
       
       DUBAI/BERLIN dpa | Bei den Verhandlungen der UN-Konferenz zur
       Telekommunikation (WCIT) in Dubai sind am zweiten Tag die erwarteten
       Konfliktlinien zwischen Befürwortern und Gegnern einer staatlichen
       Internet-Kontrolle deutlich geworden. Russland stellte am Mittwoch seinen
       Vorschlag vor, das Internet erstmals in die Telekommunikationsrichtlinien
       (ITR) der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) aufzunehmen. Dies wurde von
       China und mehreren Entwicklungsländern unterstützt. Portugal lehnte dies im
       Namen der EU ab, ebenso die USA und Kanada.
       
       „Das Internet ist ein untrennbarer Bestandteil der
       Telekommunikationsinfrastruktur“, sagte ein russischer Delegierter. Jeder
       Mitgliedsstaat der ITU habe ein Recht auf Internet-Regulierung. In dem
       russischen Entwurf heißt es: „Die Mitgliedsstaaten sollen gleiche Rechte
       haben, das Internet zu managen.“ Außerdem wird auch davon geredet, „das
       nationale Internet-Segment zu regulieren“. Dies wäre ein Frontalangriff auf
       das globale Computernetz in seiner bisherigen Form. Schon jetzt filtern
       einzelne Staaten wie China regelmäßig unliebsame Internet-Inhalte aus.
       
       Wegen der offenkundigen Meinungsunterschiede schlug der
       Konferenzvorsitzende Mohamed Nasser al Ghanim vor, den Vorschlag zunächst
       einer Arbeitsgruppe zur weiteren Behandlung zu überweisen. Die Konferenz
       der UN-Organisation ist bis zum 14. Dezember angesetzt, Ergebnisse müssen
       im Konsens erzielt werden. Im Zentrum der Beratungen steht das Bemühen
       mehrerer Staaten unter den 193 Mitgliedern der Internationalen
       Fernmeldeunion (ITU), feste Regeln auch für das Internet aufzustellen, das
       sich bislang nach technischen Vorgaben weitgehend selbst organisiert hat.
       
       In Dubai werde von einigen der Versuch unternommen, „Freiheit des Netzes
       einzuschränken“, erklärte am Mittwoch der FDP-Bundestagsabgeordnete Jimmy
       Schulz. „Eine zunehmende Nationalisierung oder Kontrolle, wie von einigen
       Akteuren gewünscht, würde die Meinungsfreiheit verschlechtern und den Wert
       des Internets für Gesellschaft und Wirtschaft erheblich beeinträchtigen“,
       betonte der Netzpolitiker, der in der zweiten Hälfte der Konferenz selbst
       nach Dubai reisen will.
       
       4 Dec 2012
       
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