URI: 
       # taz.de -- Kommentar Stahlwerk Lothringen: Hoch gepokert, hoch verloren
       
       > War für die Regierung beim Stahlwerk in Lothringen nicht mehr
       > herauszuholen als ein fauler Kompromiss? Es wäre viel mehr drin gewesen.
       
       Die Stahlarbeiter in Lothringen sind selbst schuld, wenn sie
       Wahlversprechen des Sozialisten Hollande aufs Wort geglaubt haben. Sie
       bezahlen jetzt die Zeche beim Pokern zwischen der Pariser Regierung und dem
       indischen Stahlboss Lakshmi Mittal.
       
       Dass dieser beim Ringen um die Zukunft der Hochöfen von Florange am Ende
       die Trümpfe in der Hand hielt, war vorauszusehen. Hollande hat mit einer
       minimalen Einigung nur sein Gesicht gewahrt, nicht aber die Hochöfen
       gerettet.
       
       War wirklich nicht mehr herauszuholen als ein fauler Kompromiss?
       Enttäuschend ist es allemal für die Linkswähler und Gewerkschaften, wenn
       „ihre“ Regierung so kleinlaut den Schwanz einzieht, nachdem einer ihrer
       prominentesten Minister vor den Kameras zuerst den starken Mann gespielt
       und dem größten Stahlindustriellen der Welt mit Verstaatlichung gedroht, ja
       ihn sogar zur „persona non grata“ in Frankreich erklärt hatte. Im
       Nachhinein wirkt das alles wie ein billiger Bluff.
       
       Die Regierung hat sich verbal übernommen, sie konnte politisch und
       finanziell nicht mithalten. Der hochverschuldete französische Staat ist
       erpressbar, er hat nicht die Mittel, selbst in die Stahlindustrie zu
       investieren. Ein staatlicher Rettungsplan für Florange könnte zudem einen
       Präzedenzfall schaffen, auf den sich alle anderen von der Krise betroffenen
       Sektoren zu Recht berufen würden.
       
       Das wusste auch Hollande. Er wollte ja das Gespenst der Nationalisierung
       bloß als letztes Argument einsetzen, ohne je wirklich zur Tat schreiten zu
       wollen. Diese Taktik war zu durchsichtig. Wie Industrieminister Arnaud
       Montebourg hat sich Hollande deswegen lächerlich gemacht. Seine
       Abschreckungswaffe hat sich als Knallfrosch erwiesen und wird beim nächsten
       Kampf um Arbeitsplätze keinen Boss mehr terrorisieren.
       
       Die Regierung hat die Chance vergeben, ein Exempel zu statuieren und zu
       zeigen, dass sie effektiv so radikal sein kann, wie sie (manchmal) redet.
       
       2 Dec 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rudolf Balmer
       
       ## TAGS
       
   DIR Stahlwerk
   DIR Francois Hollande
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Stahlwerksschließung in Frankreich: Enttäuscht von Hollande
       
       Die französische Regierung und der Stahlkonzern ArcelorMittal einigen sich
       auf die sanfte Schließung der Werke in Lothringen.