# taz.de -- Fußball-Bundesligist Greuther Fürth: Die Slapstick-Combo vom Ronhof
> Nach der 0:1-Niederlage gegen den VfB Stuttgart macht sich in Fürth
> Schwermut breit. Man scheitert immer wieder an der eigenen
> Unzulänglichkeit.
IMG Bild: Fürths Edgar Prieb beim – erfolglosen – Versuch, vor Scham im Erdboden zu versinken
FÜRTH taz | Der Jahreswechsel naht. Vielleicht kam Mike Büskens deshalb die
spontane Idee, die sich wiederholenden paradoxen Aufführungen der SpVgg
Greuther Fürth am heimischen Ronhof mit den Running Gags in der Kultsendung
„Dinner for one“ zu vergleichen. Wobei sich der Trainer schon in der
Kleidung des Butlers James wähnt, hat doch der 44-Jährige nach dem in jeder
Hinsicht unglücklichen 0:1 (0:1) gegen den VfB Stuttgart erwogen, sich
„vielleicht mal so wegzuschütten wie der Butler“. Ob die Situation dann
besser zu ertragen wäre?
Wo in der NDR-Produktion May Warden alias Miss Sophie ewig „The same
procedure as every year“ zum Trinkgelage säuselt, stimmen sie im
Frankenland die immergleichen Klagelieder an. „Es bleibt dabei: Ordentlich
gespielt, ordentlich gekämpft, aber wieder keine Punkte – die Luft wird
immer dünner“, erklärte Präsident Helmut Hack. „Es ist die schwerste Phase,
die wir durchleben“, ergänzte Büskens, „wir belohnen uns einfach nicht.“
Das macht schwermütig.
Und wo beim 90. Geburtstag von Miss Sophie dem ehrbaren Diener immer wieder
das verdammte Tigerfell im Weg liegt, tauchten bei den Fürthern am Samstag
in Person von Sven Ulreich und Gotoku Sakai oder in Form eines
Aluminiumpfostens ähnlich heimtückische Hindernisse auf, an denen sich die
halbe Spielvereinigung in der 47. Minute abnutzte, anstatt den Ball einfach
ins Tor zu schießen. Büskens fühlte sich an „Slapstick“ erinnert. Wenn es
eines Beweises bedurfte, warum die Kleeblätter erst acht Punkte geholt und
zehn Tore geschossen haben, dann lieferte ihn diese Szene.
## Torschußpanik bei den Fans
Nicht mal die Rote Karte gegen VfB-Kapitän Serdar Tasci (53.) brachte Fürth
etwas ein. „Null Ansatz ist die Einstellung“, befand der Coach und lag
damit richtig. Die Heimzuschauer stöhnen dagegen bereits auf, wenn einer
vom Tabellenletzten zum Torschuss ansetzt – so tief ist das Zutrauen in
einen gelungenen Abschluss gesunken.
Büskens hat schon vor dem ersten Advent verraten, was auf seinem
Wunschzettel zu Weihnachten steht: „Ein Tor wie das vom Düsseldorfer Nando
Rafael am Freitag: Der Ball hoppelt einem ans Bein und rollt mit drei
Stundenkilometer über die Linie.“ Je länger Mike Büskens über das
Kardinalproblem redete, desto klarer wurde ihm, dass in seinem Kader
schlichtweg Qualität fehlt.
## Akku aufladen
Oberhaupt Hack hat im Sommer lange gezögert, einen Ersatz für den nach
Frankfurt abgewanderten Torjäger Olivier Occean zu verpflichten; vom
abgegrasten Markt blieben für den Aufsteiger der senegalesische
Stürmer-Wandervogel Djiby Fall und der brasilianische Stürmer-Globetrotter
Edu übrig. Der eine ist dauerverletzt (Fall), der andere wird nicht mal
mehr eingewechselt (Edu). Und dem mittlerweile 34-jährigen Gerald Asamoah
fehlt doch fast alles, was einen guten Erstliga-Angreifer ausmacht. Hack
sondiert den Markt wegen eines Wintertransfers, aber Büskens glaubt nicht
an einen Heilsbringer: „Solche Leute kosten fünf Millionen und wollen
entsprechend verdienen.“
Er selbst wollte mit einem Torwartwechsel – Wolfgang Hesl für Aufstiegsheld
Max Grün – einen „Impuls zu setzen“. Der 26-Jährige hat sogar einen
Elfmeter von Vedad Ibisevic pariert, doch dummerweise verhinderten seine
Mitspieler nicht den darauffolgenden Kopfball zum 0:1 von Shinji Okazaki
(45.). Pech oder Unvermögen? Büskens weiß das wohl selbst nicht genau. Er
hat allen Spielern bis Dienstag frei gegeben. „Solche Erlebnisse ziehen
Energie ohne Ende: Meine Spieler fahren nach Hause, und wieder ist der Kopf
leer.“ Was er nun empfiehlt? „An die Steckdose und den Akku aufladen. Und
dann werden wir die nächste Woche wieder diesen Wahnsinn erleben.“
2 Dec 2012
## AUTOREN
DIR Frank Hellmann
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