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       # taz.de -- Milliardenhilfen für Griechenland: Paket für Athen
       
       > Die internationalen Geldgeber setzen die Griechenland-Hilfe fort.
       > Gestundete Zinsen oder längere Kreditlaufzeiten sollen helfen, das
       > Krisenland wieder auf Kurs zu bringen.
       
   IMG Bild: Neues Geld: Griechenland kann mit weiteren Hilfsmilliarden rechnen.
       
       BRÜSSEL/ATHEN dpa/afp | Die internationalen Geldgeber haben sich
       grundsätzlich auf die Auszahlung von neuen Hilfen an Griechenland von fast
       44 Milliarden Euro verständigt. Davon sollen 34,4 Milliarden Euro noch im
       laufenden Jahr fließen, um eine drohende Staatspleite abzuwenden.
       
       Das ergaben über zwölfstündige Verhandlungen zwischen Eurostaaten,
       Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF), die
       am frühen Dienstagmorgen in Brüssel endeten. Die Partner zogen damit einen
       Schlussstrich unter einen wochenlangen Streit, der zeitweilig an ihrer
       Handlungsfähigkeit zweifeln ließ.
       
       Die Geldgeber verständigten sich auf ein Maßnahmenbündel, um die
       Schuldenlast Griechenlands auf Dauer zu drücken und das Land wieder auf
       Kurs zu bringen. Dazu gehören ein Schuldenrückkaufprogramm, Zinsstundungen
       für Hilfskredite vom Rettungsschirm EFSF oder längere Darlehenslaufzeiten.
       
       „Das ist ein Meilenstein“, sagte EU-Währungskommissar Olli Rehn. EZB-Chef
       Mario Draghi resümierte: „Die Vereinbarung wird die Unsicherheit vermindern
       und das Vertrauen in Europa und Griechenland stärken.“ Eurogruppenchef
       Jean-Claude Juncker meinte: „Das ist eine sehr schwierige Abmachung.“
       
       ## Schäuble weiter gegen Schuldenschnitt
       
       Der griechische Ministerpräsident Antonis Samaras zeigte sich in Athen
       erleichtert über die Einigung. „Alles ist gut gegangen. Wir haben zusammen
       dafür gekämpft. Morgen bricht für alle Griechen ein neuer Tag an, und
       morgen werden wir mehr dazu sagen und Ihnen die Details geben.“ Juncker und
       andere Teilnehmer erklärten, Griechenland habe geliefert und sich zu
       Reformen und zum Sparen verpflichtet.
       
       Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sagte, ein Schuldenschnitt sei nicht
       vereinbart worden. Deutschland und andere Eurostaaten lehnen einen solchen
       Schritt kategorisch ab. „Wir haben jetzt ein Ergebnis, das wir unseren
       Parlamenten (...) zur Beratung und Zustimmung vorschlagen können“, sagte
       der CDU-Politiker. Er hoffe, dass die parlamentarischen Beratungen in
       Berlin bis zum Freitag abgeschlossen werden können. „Der vorgesehene
       Zeitplan ist eng.“
       
       Nach der Einigung auf neue Hilfen für Griechenland hat der Chef der
       FDP-Bundestagsfraktion, Rainer Brüderle, hingegen einen Schuldenschnitt für
       das Land auf längere Sicht nicht ausgeschlossen. Es sei möglich, zu einem
       späteren Zeitpunkt über „neue Adjustierungen“ nachzudenken, sagte Brüderle
       am Dienstag im Deutschlandfunk. Der Chef der SPD-Fraktion im Bundestag,
       Frank-Walter Steinmeier, sagte im ZDF, ein Schuldenschnitt sei „nicht
       vermieden“, sondern „verschoben worden auf einen Zeitpunkt nach der
       Bundestagswahl“ im kommenden Herbst.
       
       Die Eurogruppe will laut einer Erklärung am 13. Dezember endgültig über die
       Auszahlung der Milliarden-Hilfen entscheiden. Der Restbetrag von 9,3
       Milliarden Euro von den insgesamt 43,7 Milliarden Euro soll Anfang
       kommenden Jahres dreigeteilt fließen, wenn Athen bestimmte Bedingungen
       erfüllt.
       
       ## Zinsen bis 2020 gestundet
       
       Auch der IWF machte Zugeständnisse. Lagarde stimmte zu, Athen bei der
       Schuldensenkung mehr Zeit zu geben. Bis zum Jahr 2020 muss der Schuldenberg
       auf 124 Prozent der Wirtschaftsleistung sinken, bisher galt der Richtwert
       von 120 Prozent. „Ich denke, dass man eine Vereinbarung gefunden hat, die
       mir befriedigend für Griechenland erscheint.“ Sie werde ihrer Organisation
       die Auszahlung der auf den IWF entfallenden Hilfen vorschlagen, falls der
       Schuldenrückkauf abgeschlossen sei. Dem Vernehmen nach soll privaten
       Anlegern, die noch griechische Staatspapiere halten, ein Angebot gemacht
       werden.
       
       Die Zinsen für die EFSF-Kredite sollen über 2020 hinaus gestundet werden.
       „Das bedeutet, dass die Tilgungslasten für Griechenland in den Jahren dann
       deutlich geringer sind“, sagte Schäuble. Rettungsfonds-Chef Klaus Regling
       bezifferte den Effekt aus der Stundung auf allein 44 Milliarden Euro.
       Zusätzliches Geld musste gefunden werden, weil die Geldgeber Athen zwei
       Jahre zusätzlich - also bis 2016 - zum Sparen einräumen.
       
       Auch die Zinsen aus dem ersten Griechenland-Rettungsprogramm sollen um 100
       Basispunkte sinken. „Damit ist die KfW knapp, aber gerade noch an den
       Refinanzierungskosten“, meinte Schäuble. Die Staatsbank hat die bilateralen
       Kredite aus dem ersten Hilfspaket an Athen vergeben. Sie soll durch
       Zinserleichterungen aber keine Verluste machen, die der Bund ausgleichen
       müsste. Gewinne, die die EZB in der Eurokrise macht, sollen über die
       nationalen Notenbanken nach Athen fließen.
       
       27 Nov 2012
       
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