URI: 
       # taz.de -- Friedensverhandlungen in Havanna: Eine Schiffsladung voller Vorschläge
       
       > Kolumbiens Regierung und die Guerilla wollen die Zivilgesellschaft an den
       > Verhandlungen beteiligen. Ob ihre Forderungen durchkommen, bleibt offen.
       
   IMG Bild: Ihnen würde die Beteiligung der Zivilgesellschaft nützen: Die Farc-Delegation am sechsten Tag der Friedensgespräche.
       
       BUENOS AIRES taz | Kolumbiens Regierung und die FARC-Guerilla wollen die
       Zivilgesellschaft an ihren Friedensverhandlungen beteiligen. In ihrem
       ersten gemeinsamen Kommuniqué vom Verhandlungstisch in Havanna schlagen sie
       ein „Forum über eine integrierte Agrarentwicklungspolitik“ vor, das vom 17.
       bis 19. Dezember in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá stattfinden soll,
       ohne dass Vertreter der Regierung oder der Guerilla daran teilnehmen.
       
       Dort kann die Zivilgesellschaft Eingaben und Vorschläge machen. Um die
       Organisation wurden die Vereinten Nationen und die Nationaluniversität
       gebeten. Die Ergebnisse sollen am 8. Januar in Havanna vorgestellt werden.
       
       Die Einigung auf das Forum ist jedoch nur ein später Kompromiss zwischen
       Regierung und Guerilla. Denn während Staatspräsident Juan Manuel Santos
       lediglich eine Internetseite einrichten lassen wollte, auf der Vorschläge
       eingebracht werden können, wollte die Guerilla Vertreter der
       Zivilgesellschaft mit an den Verhandlungstisch holen.
       
       Die FARC konnte dabei durchaus auf Unterstützung hoffen. Denn angesichts
       der ungerechten Eigentumsverhältnisse auf dem Land, hätte die
       Regierungsdelegation einen schweren Stand. Hinzu käme sicherlich das
       skandalöse Treiben einiger Bergbau- und Erdölmultis bei der Ausbeutung des
       an Bodenschätzen reichen Landes.
       
       So hat die Regierung die Einrichtung der Internetseite dennoch angekündigt,
       an den Verhandlungstisch in Havanna kommt jedoch kein Vertreter der
       Zivilgesellschaft. Die hat ohnehin nicht darauf gewartet, bis eine
       Einladung aus Kuba kommt und hat sich bereits mehrfach zusammengefunden.
       
       „In neun Regionen haben über 3.000 Personen und über 1.200 Organisationen
       debattiert und zahlreiche Vorschläge eingebracht,“ so das positive Fazit
       von Iván Cepeda, Abgeordneter und Vizevorsitzender der Friedenskommission
       des Kongresses. Ohne auf eine formale Aufforderung zu warten, hatte die
       Kommission seit dem 24. Oktober neun regionale Runde Tische zum Thema
       Agrar- und Landreform organisiert.
       
       ## Eine Schiffsladung mit Vorschlägen
       
       Im Mittelpunkt standen dabei immer wieder die Forderung nach einer Agrar-
       und Landreform, die Vergabe von Landtiteln an Kleinbauern, Schutz und
       Zugang zu den Trinkwasserquellen und eine landwirtschaftliche Ausbildung
       für Jugendliche, die sie zu einer Rückkehr und zur Arbeit auf dem Land
       befähigt.
       
       „Wir werden eine ganze Schiffsladung mit Vorschlägen nach Havanna
       schicken,“ fasste einer der Teilnehmer mit Humor die konzentrierte Arbeit
       an den Tischen zusammen. Konkret werden die Ergebnisse am 6. Dezember den
       Vertretern der Garantiestaaten der Friedensgespräche, Norwegen und Kuba,
       übergeben.
       
       Inwieweit sie nun in das von den Verhandlungsdelegationen einberufene
       Bürgerforum einfließen werden, ist offen. Kam doch der Vorschlag aus
       Havanna gerade einen Tag nachdem der letzte Runde Tisch am 24. November zu
       Ende ging. Fest steht jedenfalls, dass diese als sogenannte erste Phase nur
       den Anfang gemacht haben. Die zweite Phase soll im Februar kommenden Jahres
       gestartet werden, dann mit dem Schwerpunkt auf den Rechten der Opfer des
       Krieges.
       
       Die Zivilgesellschaft macht damit weiter klar, dass sie nicht auf eine
       förmliche Einladung wartet, wenn Regierung und Guerilla über ihre Belange
       verhandeln. Und Regierung und FARC sollten aufmerksam zuhören, so Iván
       Cepeda. „Hier ist nicht so wichtig, wer nach Havanna fährt. Wichtig ist,
       dass wir mit allen gesellschaftlichen Bereichen den Frieden aufbauen, den
       wir wollen.“
       
       26 Nov 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jürgen Vogt
       
       ## TAGS
       
   DIR Farc
   DIR Kolumbien
   DIR Havanna
   DIR Friedensgespräche
   DIR Landwirtschaft
   DIR Kolumbien
   DIR Kuba
   DIR Farc
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Kolumbianische Friedensverhandlungen: Die Mächtigsten diskutieren nicht mit
       
       Bei der Debatte zur Agrarfrage im Rahmen des Friedensprozesses zwischen
       Regierung und Guerilla fehlt der Viehzüchterverband. Ohne ihn wird Frieden
       schwierig.
       
   DIR Bürgerkrieg in Kolumbien: Noch ein Jahr für Frieden
       
       Die kolumbianische Armee tötet 20 Farc-Guerilleros. Präsident Santos setzt
       der Guerilla die Frist für Verhandlungen bis November 2013.
       
   DIR Opposition in Kuba: Auf dem Monitor der Staatsmacht
       
       Der kritische Fernsehmoderator von „Estado de Sats“ kommt nach 19 Tagen
       Haft wieder frei. Er war wegen „Widerstands“ angezeigt worden.
       
   DIR Verhandlungen mit Farc-Rebellen: „Zivilgesellschaft erhebt ihr Haupt“
       
       Der kolumbianische Menschenrechtsaktivist Castro ist vorsichtig
       optimistisch, wenn er über die Verhandlungen zwischen Regierung und
       Farc-Rebellen spricht.
       
   DIR Friedensgespräche in Kolumbien: „Zivilgesellschaft muss dabei sein“
       
       Am Donnerstag nimmt Kolumbiens Regierung Friedensgespräche mit der
       Farc-Guerilla auf. Exsenatorin Piedad Córdoba erklärt, wer am
       Verhandlungstisch fehlt.
       
   DIR Friedensgespräche für Kolumbien: FARC will Waffenruhe, Bogotá nicht
       
       Die Rebellenarmee Farc will für die im Oktober beginnenden
       Friedensgespräche einen Waffenstillstand vorschlagen. Das lehnt Kolumbiens
       Regierung ab. Ihre Angriffe sollen weitergehen.