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       # taz.de -- Kommentar Aufhebung Residenzpflicht: Bahn frei für Schwarz-Grün
       
       > Die Aufhebung der Residenzpflicht in Hessen ist eine deutliche Abkehr von
       > Kochs populistischer Politik. Die CDU arbeitet an einer schwarz-grünen
       > Zukunft.
       
       Roland Koch ist Geschichte. Auf Anregung des hessischen Innenministers
       Boris Rhein (CDU) hat das schwarz-gelbe Kabinett in Wiesbaden die
       Abschaffung der Residenzpflicht beschlossen. Konnten Asylbewerber den ihnen
       zugewiesenen Regierungsbezirk bisher allenfalls mit Genehmigung der
       Ausländerbehörde verlassen, dürfen sie sich jetzt innerhalb der hessischen
       Grenzen frei bewegen.
       
       Zu dieser Kehrtwende dürften auch pragmatische und strategische
       Überlegungen beigetragen haben. Erstens entlastet es die betroffenen
       Kommunen finanziell und personell, wenn sie nicht mehr jeden Einzelfall
       prüfen müssen. Zweitens bedeutet der Beschluss der Landesregierung von
       Ministerpräsident Volker Bouffier eine deutliche Abkehr von der
       populistischen Ausländerpolitik eines Roland Koch.
       
       Der hatte keine Gelegenheit versäumt, am rechten Rand mit Ressentiments und
       obrigkeitsstaatlicher Attitüde auf Stimmenfang zu gehen – auf Kosten der
       Schwächsten. Der Opposition bot Bouffiers Vorgänger damit eine breite
       Angriffsfläche; für Sozialdemokraten und Grüne wurde er zum Paradebeispiel
       dafür, dass die Union nicht zu einer Politik für aufgeklärte Bürger in der
       Lage ist.
       
       Diese offene Flanke wollen seine Nachfolger, die sichtlich noch um ein
       eigenes Profil ringen, nun schließen. Die hessische CDU will sich endlich
       wieder dort positionieren, wo in Deutschland noch immer die sicheren
       Mehrheiten zu holen sind: in der Mitte. Und gleichzeitig arbeitet die Union
       mit der Abkehr von Kochs Ausländerpolitik an der Möglichkeit einer
       schwarz-grünen Koalition nach der Landtagswahl 2013. Die Zusammenarbeit mit
       einer CDU, die gegen Migranten mobilmachte, war undenkbar für die Grünen.
       Diese Kuh ist jetzt vom Eis.
       
       21 Nov 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Arno Frank
   DIR Arno Frank
       
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