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       # taz.de -- Protest gegen Braunkohletagebau: Waldbesetzercamp geräumt
       
       > Die Polizei räumt ein Waldbesetzer-Camp in der Nähe von Köln. Aktivisten
       > protestierten hier gegen die Erweiterung des Braunkohletagebaus.
       
   IMG Bild: Nicht lustig: Dieser Protestclown soll geräumt werden.
       
       BOCHUM taz | Die Räumung begann bei Sonnenaufgang: Seit Dienstagmorgen
       gehen Polizisten mit Gewalt gegen Besetzer des Hambacher Forsts im
       rheinischen Braunkohlerevier vor und versuchen, die mehr als 20
       verbliebenen UmweltschützerInnen aus ihren Hütten und Baumhäusern zu
       vertreiben.
       
       Ausgeharrt haben die Waldschützer dort bereits seit April. „Wir fordern das
       sofortige Ende des Braunkohleabbaus“, so ein Aktivist zur taz, der sich vor
       der Polizei in einen Baumwipfel zurückgezogen hatte. „Der Abbau zerstört
       nicht nur jahrhundertealte Wälder – Braunkohlestrom ist der Klimakiller
       Nummer eins.“
       
       Tatsächlich verwüstet der Essener Stromkonzern über seine Tochterfirma RWE
       Power – ehemals Rheinbraun – in der Region zwischen Köln und Aachen seit
       Jahrzehnten ganze Landstriche. Mit dem Tagebau Hambach, dem der Forst
       weichen soll, entsteht das größte Loch Europas: Im Endausbau werden riesige
       Bagger 85 Quadratkilometer in eine bis zu 450 Meter tiefe Mondlandschaft
       verwandelt haben.
       
       Rund 2,4 Milliarden Tonnen Kohle werden dann in den umliegenden vier
       RWE-Großkraftwerken verbrannt worden sein. „Mehr als 10 Prozent aller
       deutschen CO2-Emissionen entstehen im rheinischen Revier“, klagt Dirk
       Jansen vom Umweltverband BUND in Nordrhein-Westfalen.
       
       „Erschütternd“ sei aber auch die unmittelbare Umweltzerstörung, betont
       Jansen: „Uralte Eichen- und Hainbuchenbestände werden dem Erdboden
       gleichgemacht, der Lebensraum von seltenen Arten wie dem Mittelspecht oder
       der Bechsteinfledermaus zerstört.“ RWE will 3.900 Hektar Wald roden lassen,
       überleben dürfen nur 300 Hektar. Langfristig gestört wird auch der
       Grundwasserhaushalt, die Feinstaubbelastung ist riesig.
       
       ## Aktivisten sitzen in Tunneln
       
       Bei der Räumung gehe die Polizei rücksichtslos gegen die Besetzer vor,
       gefährde dabei sogar Menschenleben, heißt es aus dem Camp: Um die Räumung
       hinauszuzögern, haben die AktivistInnen das Gelände untertunnelt – und in
       diesen Tunneln sitzen Menschen. „Trotzdem fahren die Polizisten mit viel zu
       schweren Fahrzeugen an diese Tunnel heran. Dabei könnten die einstürzen“,
       klagt ein Waldschützer. „Wir tragen Sorge dafür, dass niemand zu Schaden
       kommt“, versichert dagegen Polizeisprecher Willi Jörres.
       
       Unterstützung bekommen die Waldbesetzer von Bürgerinitiativen: „Die Polizei
       wird von RWE missbraucht“, sagt Walter Düllberg vom Netzwerk
       Bergbaugeschädigter – schließlich wurden bis heute Dutzende Dörfer und
       Städtchen zerstört: Allein der Tagebau Hambach raubt mehr als 5.000
       Menschen ihre Heimat für immer. Insgesamt werden im Rheinischen Revier rund
       44.000 Anwohner zwangsumgesiedelt.
       
       „Nur ziviler Ungehorsam bewegt etwas“, sagt Peter Abels von der BI Buirer
       für Buir, der auch im Vorstand des dortigen grünen Ortsverbands sitzt. Auf
       Landesebene waren die Grünen, die dem Braunkohleabbau auf Druck ihres
       Koalitionspartners SPD schon seit den 90ern zähneknirschend zustimmen,
       nicht zu einer Stellungnahme bereit.
       
       Die Kampagne für den sofortigen Braunkohleausstieg [1][„ausgeco2hlt“]
       kündigte Solidaritätsaktionen im Laufe des Tages unter anderem in Köln,
       Essen, Hamburg und Berlin an.
       
       13 Nov 2012
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.ausgeco2hlt.de/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Wyputta
       
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