URI: 
       # taz.de -- Urteil in Brasiliens „Jahrhundertprozess“: Elf Jahre Haft für Lulas Ex-Minister
       
       > Es ist der Höhepunkt im größten Korruptionsprozess Brasiliens: José
       > Dirceu, Staatsminister unter Ex-Präsident Lula, wurde zu knapp elf Jahren
       > Haft verurteilt.
       
   IMG Bild: Vorbei sind die Zeiten (2005) als Brasliens Ex-Präsident Lula (r.) und sein damaliger „Vetrauter“ Dirceu so gemütlich plaudern konnten.
       
       RIO DE JANEIRO epd | Brasiliens früherer Kabinettschef und Vertrauter von
       Ex-Präsident Lula, José Dirceu, muss ins Gefängnis. Der Staatsminister
       unter Luiz Inácio Lula da Silva wurde am Montag den 12. November wegen
       Korruption zu zehn Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt.
       
       Bereits im Oktober war Dirceu mit weiteren Spitzenpolitikern der
       regierenden Arbeiterpartei PT wegen aktiver Bestechung und der Bildung
       einer kriminellen Vereinigung für schuldig befunden worden. Sie haben
       demnach von 2003 bis 2005 öffentliche Gelder veruntreut, um damit das
       Stimmverhalten von Parlamentariern zu beeinflussen.
       
       Im größten Korruptionsprozess in der Geschichte Brasiliens verkündete das
       Oberste Gericht in Brasilia zudem das Strafmaß gegen zwei weitere frühere
       PT-Führungskräfte: Ex-Parteichef José Genoino muss für knapp sieben, der
       damalige Schatzmeister Delúbio Soares für knapp neun Jahre ins Gefängnis.
       Die Geldstrafe für die drei Angeklagten beträgt zusammen umgerechnet
       600.000 Euro, wie die Zeitung O Globo in ihrer Internetausgabe berichtete.
       
       José Dirceu schrieb in seinem Blog, das Strafmaß „verschlimmert noch die
       Schande des ganzen Prozesses, dessen Rechtsauslegung eindeutig unsere
       Verfassung und den demokratischen Rechtsstaat verletzt". Laut
       Staatsanwaltschaft war der Lula-Vertraute Drahtzieher des
       Korruptionssystems. Seine Verteidiger kündigte Rechtsmittel gegen Urteil
       und Strafmaß an.
       
       Einige Politiker der sozialdemokratischen Arbeiterpartei kritisieren den
       Prozess als politisches Manöver der rechten Opposition und der
       Massenmedien. Sie verweisen darauf, dass knapp 200 ältere Korruptionsfälle
       vom Obersten Gericht bis heute nicht verhandelt wurden, während
       gleichzeitig an der PT ein Exempel statuiert werde.
       
       25 der insgesamt 37 angeklagten Politiker, Unternehmer und Bankiers sind
       wegen ihrer Beteiligung an dem Korruptionssystem verurteilt wurden. Es wird
       erwartet, dass die meisten von ihnen ebenfalls mehrjährige Haftstrafen
       bekommen werden. Bereits vor zwei Wochen war der Unternehmer Marcos Valerio
       wegen seiner zentralen Rolle bei der Geldwäsche zu über 40 Jahren Haft
       verurteilt worden.
       
       Die Verurteilten werden ihre Strafen frühestens Anfang kommenden Jahres
       antreten, wenn der Prozess abgeschlossen ist und etwaige Revisionsanträge
       der Verteidigung bearbeitet worden sind.
       
       13 Nov 2012
       
       ## TAGS
       
   DIR Brasilien
   DIR Schwerpunkt Korruption
   DIR Griechenland
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Korruptionsindex von Transparency: Der Grieche ist bestechlich
       
       Nirgends in der EU wird so viel bestochen wie in Griechenland. Laut
       Transparency International macht auch Italien keine gute Figur.
       
   DIR Korruptionsprozess in Brasilien: Prominente Politiker verurteilt
       
       Enge Vertraute des ehemaligen brasilianischen Präsidenten Lula sind der
       „aktiven Korruption“ für schuldig befunden worden. Es drohen lange
       Haftstrafen.
       
   DIR Google in Brasilien: Knast für ein Video
       
       Der brasilianische Google-Chef soll ins Gefängnis – weil er ein
       Youtube-Video nicht entfernen will. Die Neutralität des Konzerns wird immer
       öfter in Frage gestellt.
       
   DIR Korruptionsprozess in Brasilien: Arbeiterpartei unter Druck
       
       Der Korruptionsprozess gegen führende Politiker der Regierungspartei PT
       gipfelt im Vorwurf, eine kriminelle Vereinigung gebildet zu haben.