# taz.de -- Förderpläne für EU-Autoindustrie: Frische Zündkerzen aus Brüssel
> Mehr Forschung, günstige Kredite: Die EU-Kommission will Branche mit
> Milliarden unter die Arme greifen. Umweltauflagen sind dabei
> nebensächlich.
IMG Bild: Der Motor der Autoindustrie auf dem Kontinent stottert ordentlich. Jetzt soll ein Aktionsplan helfen.
BRÜSSEL taz | Die Europäische Kommission will der angeschlagenen
europäischen Automobil-Branche unter die Arme greifen – und zwar ohne
Rücksicht auf Klima und Umwelt. Der zuständige Industriekommissar Antonio
Tajani stellte am Mittwoch seinen neuen Aktionsplan in Brüssel vor.
Er sieht unter anderem vor, dass Fördergelder für Forschung und Entwicklung
von 2014 bis 2020 von derzeit 1 auf 2 Milliarden Euro verdoppelt werden.
Allerdings hängt das davon ab, ob die EU-Mitgliedstaaten den entsprechenden
Vorschlag der Kommission für den mehrjährigen Haushaltsplan absegnen.
Darüber wird noch heftig gestritten.
Zudem sollen Automobilhersteller mehr günstige Kredite von der Europäischen
Investitionsbank erhalten. In den Jahren 2008 bis 2010 hat die Bank der
Automobilindustrie bereits über 7 Milliarden Euro geliehen. „Die
Fördergelder sind an keine Klimaauflagen gebunden“, sagt Franziska
Achterberg von Greenpeace in Brüssel. Tajani sei „kurz davor, der Industrie
einen Blankoscheck auszustellen“.
Stattdessen wolle der EU-Kommissar neue Vorschriften nun einer „gründlichen
Prüfung auf Nachteile für die Wettbewerbsfähigkeit“ unterziehen. Achterberg
glaubt nicht, dass dieser Plan die Automobilindustrie aus der Krise führen
wird. Auch die Grünen im Europäischen Parlament kritisierten das Vorhaben
der Kommission: „Bedauernswert ist, dass weder das CO2-Labeling für Autos
noch eine Strategie zur Senkung der CO2-Emissionen für Lastkraftwagen
erwähnt werden.
## Aktionsplan für energieeffiziente Fahrzeuge
Damit bleibt der Aktionsplan hinter der Europäischen Strategie für saubere
und energieeffiziente Fahrzeuge von April 2010 zurück“, sagte der
industriepolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Reinhard Bütikofer. Nach
Schätzungen der EU-Kommission hängen direkt und indirekt rund 12 Millionen
Jobs in der EU von der Autoindustrie ab. Der Sektor erwirtschafte 4 Prozent
des Bruttoinlandsprodukts der EU.
Aber die Branche befindet sich auf Talfahrt. Nur wenige Tage vor Tajanis
Auftritt hat der Ford-Konzern angekündigt, sein Werk im belgischen Genk
wegen Überproduktion Ende 2014 zu schließen. 4.500 Arbeitsplätze gehen
allein in dem Ford-Werk verloren.
8 Nov 2012
## AUTOREN
DIR Ruth Reichstein
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