URI: 
       # taz.de -- INKLUSION: Wirkungslose Vereinbarung
       
       > Der Martinsclub bezahlt trotz einer Dienstvereinbarung zwischen Senatorin
       > für Bildung und Personalrat der Schulen seine SchulassistentInnen
       > untertariflich.
       
   IMG Bild: Ungleicher Lohn für gleiche Arbeit unter öffentlicher Aufsicht in der Schule.
       
       Gleicher Lohn für gleiche Arbeit auch bei unterschiedlichen
       Beschäftigungsträgern – eigentlich sollte das für die pädagogischen
       MitarbeiterInnen an Bremer Schulen seit Februar 2011 gelten. Denn damals
       hat die Bildungssenatorin eine Dienstvereinbarung mit dem Personalrat
       Schulen getroffen, nach der sämtliche pädagogische MitarbeiterInnen
       externer Beschäftigungsträger für „nichtunterrichtende“ Betreuung von
       SchülerInnen „entsprechend oder gleichwertig“ dem Tarifvertrag des
       Öffentlichen Dienstes (TV-L) bezahlt werden sollen. Das betrifft den
       Martinsclub, den Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), das Deutsche Rote Kreuz
       (DRK) oder die Hans-Wendt-Stiftung. Umgesetzt wird die Vereinbarung jedoch
       im Bereich der SchulassistentInnen bis heute nicht.
       
       „Damals“, sagt Matthias Wagner, Betriebsratsvorsitzender des ASB Bremen,
       „hat die Senatorin angekündigt, Träger nicht weiter zu beschäftigen, die
       sich nicht an die Vereinbarung halten.“ Beim ASB, sagt er, würde der TV-L
       umgesetzt: „Das war auch schon vor der Vereinbarung der Fall, insofern hat
       uns das gar nicht betroffen.“ Auch die MitarbeiterInnen des DRK werden
       korrekt vergütet, „aber wir haben davon gehört, dass das nicht überall so
       ist“, sagt Dirk Braun, Betriebsratsvorsitzender des Bremer DRK.
       „Andererseits weiß man ja auch nicht, was ’entsprechend‘ oder
       ’gleichwertig‘ in der Dienstvereinbarung überhaupt bedeuten soll – wenn zum
       Beispiel der Martinsclub einen eigenen Tarif hat, dann ist das ja
       vielleicht schon ’entsprechend‘.“
       
       Ver.di-Fachsekretär Uwe Schmid sagt: „Der Martinsclub hat gar keinen Tarif
       – ein solcher muss zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeber geschlossen
       werden, und das ist bisher nicht geschehen.“ Dagegen steht, was die
       Bildungsbehörde auf Anfrage der taz sagt: „Die Senatorin für Bildung,
       Wissenschaft und Gesundheit hat den Tarifvertrag des Martinsclubs
       analysiert und als mit den Tarifverträgen des öffentlichen Dienstes in der
       Gesamtbetrachtung gleichwertig bewertet.“ Für sie existiert also ein
       Tarifvertrag, der zwar nicht entsprechend, aber immerhin „gleichwertig“
       sein soll. Michael Huesmann, Sprecher der Bildungsbehörde, erläutert: „Mit
       Sonderzahlungen und Prämien kommen die Angestellten des Martinsclub unterm
       Strich auf eine gleichwertige Vergütung.“
       
       Dem widerspricht Schmid: „Ich frage mich, was damit gemeint ist – die
       Schulassistenten des Martinsclub erhalten weder Urlaubs- noch
       Weihnachtsgeld, geschweige denn eine betriebliche Altersvorsorge.“ Das
       Einstiegsgehalt der knapp 400 AssistentInnen entspreche zwar korrekterweise
       der Stufe eins der TV-L-Tabelle, „aber dabei bleibt es auch, denn während
       Angestellte im öffentlichen Dienst mit der Anzahl ihrer Beschäftigungsjahre
       in den Tarifstufen hochklettern, geschieht das beim Martinsclub nicht“. In
       der Konsequenz bedeute das nach fünfzehn Dienstjahren Gehaltseinbußen von
       600 Euro im Monat.
       
       Davon weiß man bei der Bildungsbehörde nichts: „Ich kann Ihnen nur sagen“,
       so Huesmann, „dass der Tarifvertrag für gleichwertig befunden wurde.“
       Außerdem lägen wegen einer möglichen Nicht-Einhaltung der
       Dienstvereinbarung bis heute keine Beschwerden des Personalrats Schulen
       vor.
       
       Der hat am Donnerstag eine Sitzung. „Da werden wir das thematisieren“, sagt
       Petra Lichtenberg vom Personalrat Schulen. Der Betriebsrat des Martinsclub
       möchte sich dazu nicht äußern.
       
       4 Nov 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schnase
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA