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       # taz.de -- Untersuchungsausschuss Flughafen: Das Gepäck kann schon mal weg
       
       > Der U-Ausschuss besichtigt die Baustelle. Bis Mitte des Monats fordern
       > die Mitglieder alle verfügbaren Akten vom Senat.
       
   IMG Bild: Die Mitglieder des Flughafen-Untersuchungsausschusses on the job.
       
       Neue Beweisanträge im Zusammenhang mit dem Großflughafen in Schönefeld
       sollen im Untersuchungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses an diesem
       Freitag besser nicht beschlossen werden. Denn der neue Flughafen entsteht
       in Brandenburg – und eben nicht auf Berliner Landesgebiet. Somit sei er
       sich nicht sicher, ob hier gefasste Beschlüsse auch rechtssicher seien,
       sagt der Ausschussvorsitzende Martin Delius (Piraten) nach der Sitzung.
       
       Also begnügen sich die Mitglieder des neunköpfigen Gremiums vor allem mit
       einem Rundgang über die Baustelle. Dabei habe der Eindruck überwogen, dass
       hier eigentlich schon ein fertiger Airport stehe, an dem eben noch einiges
       zu tun sei, sagen Vertreter von SPD und CDU später. Sogar die Gepäckanlage
       funktioniere, die sei vorgeführt worden, sagt Jutta Matuschek (Linke), die
       sich besonders darüber zu freuen scheint, dass sie am Automaten im
       Flughafenbahnhof sogar schon ein Ticket kaufen und abstempeln kann. „Es kam
       halt nur kein Zug.“
       
       Die noch ausstehenden Arbeiten würden sich auf die Brandschutzanlage
       konzentrieren, Delius spricht von „gehörigen Schwierigkeiten“beim
       Brandschutz. Für ein bisschen Tumult im ansonsten recht harmonisch auf dem
       Podium zusammengerückten Untersuchungsgremium sorgt Andreas Otto. „Die
       Verantwortlichen haben entweder aus Naivität oder aus Dreistigkeit nicht
       früher reagiert“, sagt der Grünen-Obmann über den Aufsichtsrat der
       Flughafengesellschaft. Dieser hätte schon bei seiner Sitzung im Dezember
       2011 den Eröffnungstermin, den 3. Juni dieses Jahres, canceln müssen.
       „Hinweise gab es schon zum damaligen Zeitpunkt genug.“ Diese Feststellung
       wollten seine Kollegen nicht stehen lassen. „Sie entwerten damit die Arbeit
       des Ausschusses“, protestierte Jutta Matuschek. Auch SPD-Mitglied Ole
       Kreins rief dazu auf, den Ausschuss inhaltlich seine Arbeit machen zu
       lassen.
       
       Womöglich kann die mit dessen dritter Sitzung endlich in Gang kommen. Die
       Senatskanzlei solle bis zum 15. November Auskunft über die verfügbaren
       Akten zur Aufklärung des BER-Debakels erteilen, sagt Martin Delius. Dann
       werde auch klar sein, welche Unterlagen genutzt und warum bestimmte
       Passagen geschwärzt werden sollen. Delius gibt sich nach der Sitzung
       vorsichtig optimistisch, dass der Flughafen pünktlich zum 27. Oktober 2013
       fertig ist. „Es gibt nur wenig Puffer“, so Delius. Doch die Gangart der
       Verantwortlichen scheine sich seit dem Amtsantritt von Horst Amann als
       technischer Geschäftsführer verändert zu haben. „Die Kommunikationsfehler
       werden mehr aufgearbeitet und es wird regelmäßig Feedback zum Stand der
       Bauarbeiten eingeholt“, sagt Delius.
       
       Am Donnerstag hatte der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft eine
       juristische Überprüfung wegen möglicher Versäumnisse der Geschäftsführung
       beschlossen. Das Bundesverkehrsministerium wirft Flughafen-Chef Rainer
       Schwarz vor, zu spät über das Ausmaß der Probleme informiert zu haben. Als
       „schwer akzeptabel“ kritisierte Anton Hofreit (Grüne), Vorsitzender des
       Verkehrsausschusses im Bundestag, die Entscheidung, Schwarz im Amt zu
       halten. Schwarz sei „ungeeignet“ für das, was er da unternehme, sagte
       Hofreiter am Freitag im RBB-Inforadio.
       
       2 Nov 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Johannes Kulms
       
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