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       # taz.de -- Kommentar Datenschutz und Telefónica: Nur ein taktischer Rückzug
       
       > O2 stampft die Pläne zur Nutzung der Bewegungsdaten seiner Handykunden
       > ein. Ein zweiter Anlauf könnte folgen, wenn sich niemand mehr aufregt.
       
   IMG Bild: Natürlich hat der Konzern nicht über Nacht ein Bewusstsein für Datenschutz entwickelt.
       
       Am Ende ging es überraschend schnell. Nur zwei Tage nachdem sich
       Datenschützer via Medien und Kunden via Twitter über die Pläne zur
       Vermarktung von Bewegungsdaten der Handykunden beschwerten, machte die
       O2-Mutter Telefónica einen Rückzieher. Die Pläne würden nicht umgesetzt,
       kündigte das Unternehmen an. Zumindest nicht in Deutschland.
       
       Und da fangen die Probleme auch schon an. Denn ist es keineswegs so, dass
       der Konzern über Nacht ein Bewusstsein für Datenschutz entwickelt hätte und
       reumütig die frisch gegründete Abteilung einstampfen würde. Der Rückzieher
       ist vielmehr eine Reaktion auf öffentlichen Druck und der damit verbundenen
       Angst, Kunden zu verlieren. Dementsprechend gilt sie auch nur für den
       Moment.
       
       Ob O2 auch noch die selbe Ansicht hat, wenn das derzeit in der Entwicklung
       befindliche Produkt marktreif ist und alle Handynutzer daran gewöhnt sind,
       permanent ihre Standortinformationen an Unternehmen wie Apple und Google zu
       senden? Vielleicht regt sich ja bei einem zweiten Anlauf zur Vermarktung
       der Bewegungsdaten niemand mehr auf.
       
       Die Haltung des Mobilfunkkonzerns ist exemplarisch für ein Vorgehen, das
       nicht nur Privatunternehmen, sondern auch die Politik gerne praktizieren:
       Erst mal schauen, wie weit man gehen kann. Und wenn die Proteste zu groß
       werden, war alles gar nicht so gemeint. So war es beim Gesetz zur Sperrung
       von Internetseiten. Und genauso bei der Änderung des Melderechts, die
       Bürger weitgehend schutzlos Adresshändlern ausgeliefert hätte.
       
       Ausgerechnet die Bundesregierung hat nun das Vorhaben von Telefónica
       kritisiert und an dessen Legalität gezweifelt. Aber wer stemmt sich gerade
       auf europäischer Ebene vehement gegen eine Datenschutzrichtlinie? Genau,
       Deutschland. Wenn es also also tatsächlich ernsthaftes Interesse an
       Datenschutz geben würde, könnte die Politik handeln. Wenn.
       
       2 Nov 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Svenja Bergt
       
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