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       # taz.de -- Die Werbepause: Arsch hoch, Masernimpfung!
       
       > Wie kriegt man die Leute dazu, sich gegen Masern impfen zu lassen? Klar,
       > eine knackige Kampagne muss her, am besten mit einem knackigen Hintern.
       
   IMG Bild: Nimm mich, impf mich, jetzt! – Oder missverstehen wir da was?
       
       Den Masern droht das gleiche Schicksal wie den Pocken – sie sollen
       ausgerottet werden! Das ist das hehre Ziel der Weltgesundheitsorganisation.
       Damit das aber gelingen kann, müssen sich endlich mal alle Leute impfen
       lassen, auch in Deutschland, wo es allein 2011 zu 1.607 Masernfällen kam.
       Denn in Sachen Masern gibt es Impflücken, gerade bei jungen Erwachsenen.
       Die bloß dummerweise gar nichts davon wissen. Und auch nicht, dass Masern
       eben mehr sind als eine Kinderkrankheit.
       
       Jede Menge Bedarf an Aufklärung mal wieder, und die hat in Deutschland
       angemessenerweise die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
       übernommen. Nun schlafen leider 31 Prozent der nach 1955 geborenen Menschen
       ein, wenn sie Pressemitteilungssätze wie „81 Prozent der nach 1970
       Geborenen kennen die neue Impfempfehlung nicht, und nur 13 Prozent dieser
       noch nicht ausreichend vor Masern geschützten Altersgruppe beabsichtigen,
       sich impfen zu lassen“ lesen müssen. Es muss also was Knackiges her. Ein
       Hintern etwa. Oder ein Apfel? Nein, doch lieber ein Hintern!
       
       Also dürfen seit Anfang Oktober vier nach 1970 Geborene
       öffentlichkeitswirksam nach ihrem Impfpass suchen. In Waschmaschinen und
       Kisten, hinter Sofas und unter Betten.
       
       Natürlich ist es Zufall, dass die Männer auf den Plakatmotiven eher
       Blaugrüntürkistöne tragen und die Frauen eher Lilarosarot. Und natürlich
       ist es auch Zufall, dass eine der beiden Frauen eine Suchhaltung einnimmt,
       die irgendwo zwischen unbequem und unnatürlich anzusiedeln ist. Den Hintern
       in die Höhe, die Beine leicht gespreizt, sagt an dieser Pose eigentlich
       alles: „Ich bin paarungsbereit! Nimm mich! Von hinten! Jetzt!“
       
       Aber wie gesagt: Zufall. In der BzgA-Pressemitteilung steht schließlich
       auch: „Zentrales Element der Kampagne sind vier witzige und überspitzte
       ’Suchaktions‘-Motive, die über eine bundesweite Großflächenplakatierung
       Aufmerksamkeit auf die Masernimpfung lenken sollen.“ Überspitz. Schöner
       hätten wir es auch nicht sagen können.
       
       Auf einer zusätzlichen [1][Internetseite] gibt es übrigens noch einen
       „interaktiven Video-Impfcheck“ sowie ein „Masern-Quiz“. In diesem Sinne:
       Bleiben Sie gesund, liebe Leser!
       
       31 Oct 2012
       
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