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       # taz.de -- Kommentar Berlusconi: Der, der nie aufgibt
       
       > Silvio Berlusconi verkündet seinen Rückzug vom Rückzug und kehrt mit
       > „neuem“ Programm zurück. Dass er damit keine Mehrheit gewinnen kann, ist
       > ihm herzlich egal...
       
   IMG Bild: Nicht totzukriegen: Zombies kaufen sich Überlebensratgeber von Silvio Berlusconi.
       
       Eins muss man Silvio Berlusconi lassen: Der Mann gibt einfach nie auf.
       Andere hätten nach einer – wenn auch nur erstinstanzlichen – Verurteilung
       zu vier Jahren Haft ihren Abschied von der Politik erklärt. Berlusconi
       dagegen? Er kehrt mit voller Kraft zurück, statt zu gehen, er tritt den
       Rückzug von jenem Rückzug an, den er erst letzte Woche, zwei Tage vor dem
       Urteil, verkündet hatte.
       
       Auf den ersten Blick mag dieser Schritt völlig bizarr anmuten. Berlusconi
       ist schließlich, so scheint es, völlig abgehalftert; vor knapp einem Jahr
       scheiterte er kläglich als Regierungschef, in den Meinungsumfragen liegt
       seine Partei bei nur noch 15 Prozent. Und das „Programm“, das er jetzt zu
       seiner Leitlinie macht, wirkt wie der x-te Aufguss der alten, abgestandenen
       Parolen. Den Befreiungskampf gegen die „Diktatur der Richterschaft“ will er
       führen, dazu den „Terror der Steuerbehörde“ beenden und die Grundsteuer
       gleich komplett abschaffen.
       
       Dieses Programm ist recht schmal – doch man sollte es ernst nehmen.
       Berlusconis Kampf geht weiter, der verbissene Kampf zur Verteidigung seiner
       eigenen Interessen, vorneweg seiner eigenen Straflosigkeit. Der Mann ist
       einfach verdammt dazu, in der Politik zu bleiben, verdammt auch dazu, auf
       aggressiven Populismus zu setzen. Berlusconi selbst weiß nur zu gut, dass
       er bei den nächsten Wahlen, spätestens im Frühjahr 2013, nicht die Mehrheit
       gewinnen, dass er nicht an die Regierung zurückkehren wird.
       
       Doch das muss er gar nicht: Ihm würde es völlig reichen, über eine solide
       Sperrminorität zu verfügen. Und die erreicht er am leichtesten mit einer
       furiosen Kampagne – gegen die Richter, gegen Mario Monti, gegen „la
       Merkel“. Ob darüber die Regierung vorzeitig stürzt, ist Berlusconi herzlich
       egal: In seiner Weltsicht fallen schon immer die Interessen Italiens mit
       seinen ganz privaten zusammen.
       
       28 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Michael Braun
       
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