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       # taz.de -- Hilfen für Griechenland: Zeit ist Geld
       
       > Griechenland bekommt zwei Jahre mehr zum Sanieren der Staatsfinanzen,
       > sagt der Finazminister. Deutschland dementiert und will den
       > „Troika“-Bericht abwarten.
       
   IMG Bild: Verlängerte Sanierung: Griechenland könnte mehr Zeit bekommen, um sein Defizit zu senken.
       
       BERLIN dpa | Die griechische Regierung hat zwei Jahre mehr Zeit für die
       Sanierung des maroden Staatshaushalts erhalten. „Wir haben heute die
       Verlängerung bekommen“, sagte Finanzminister Yannis Stournaras am Mittwoch
       vor Abgeordneten in Athen.
       
       Das Land müsse die Neuverschuldung statt 2014 erst 2016 wieder unter die
       EU-Obergrenze von drei Prozent der Wirtschaftsleistung drücken. Über die
       Bedingungen für die Fristverlängerung werde aber noch verhandelt.
       
       Die griechische Regierung gerät allerdings angesichts neuer Forderungen der
       internationalen Geldgeber des Landes ins Wanken. Die drei
       Koalitionsparteien streiten seit Monaten um tiefgreifende Reformen des
       Arbeitsmarktes, die der kleinere Partner "Demokratische Linke" nicht
       akzeptieren will. Die konservative Athener Zeitung "Kathimerini" sprach am
       Mittwoch von "Rissen in der Regierung".
       
       In deutschen Regierungskreisen hieß es, man warte nach wie vor auf den
       Bericht der „Troika“ aus EU, Internationalem Währungsfonds (IWF) und
       Europäischer Zentralbank (EZB). Man sei es leid, auf jedes beliebige
       Gerücht interessierter Kreise zu reagieren, hieß es am Dienstagabend aus
       mehreren Quellen in Berlin. Eine entsprechende Entscheidung sei nicht
       bekannt. Vor Vorlage des „Troika“-Berichts könne nicht beurteilt werden, ob
       Athen mehr Zeit bekomme.
       
       Die Europäische Zentralbank (EZB) wies den Bericht über eine Verständigung
       auf mehr Zeit für die Sanierung des griechischen Staatshaushalts zurück.
       „Es gibt bisher keine endgültige Einigung der Troika mit der griechischen
       Regierung“, sagte das EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen am Mittwoch im
       ARD-Morgenmagazin. „Wir machen Fortschritte in Athen, aber wir sind nicht
       da.“
       
       Ministerpräsident Antonis Samaras kann laut Süddeutscher Zeitung (SZ)
       dagegen damit rechnen, dass die Helfer in Kürze den nächsten Hilfskredit
       von fast 32 Milliarden Euro freigeben. Bei den Privatisierungserlösen peile
       Griechenland nun bis Ende 2015 eine Summe von 8,8 Milliarden Euro statt der
       bisher veranschlagten 19 Milliarden Euro an. Dies ergebe sich aus dem
       Entwurf für eine Absichtserklärung („Memorandum of Understanding“) der
       Griechen und ihrer internationalen Geldgeber. Athen hat nur noch bis zum
       16. November Geld.
       
       ## EZB-Chef Draghi spricht im Bundestag
       
       Laut SZ entsteht durch die geplanten Zugeständnisse eine neue Lücke in der
       Finanzierung Griechenlands für die Jahre 2013 und 2014. Benötigt würden
       zusätzlich 15 bis 18 Milliarden Euro.
       
       Sieben Wochen nach der Ankündigung unbegrenzter Anleihekäufe von
       Krisenstaaten will EZB-Präsident Mario Draghi heute seinen Euro-Kurs
       (Mittwoch/13.45 Uhr) im Bundestag erläutern. In einer gemeinsamen Sitzung
       des Haushalts-, Finanz- und Europa-Ausschusses stellt sich der Chef der
       Europäischen Zentralbank den Fragen der Abgeordneten.
       
       Nach dem Gespräch (gegen 16 Uhr) will Draghi mit Bundestagspräsident
       Norbert Lammert vor die Medien treten. Draghi hatte sich heftiger Kritik
       aus Deutschland ausgesetzt gesehen, nachdem die EZB Anfang September den
       unbegrenzten Ankauf von Staatsanleihen kriselnder Euro-Staaten angekündigt
       hatte.
       
       Führende CDU-Politiker forderten Draghi auf, ungeachtet der geplanten
       Staatsanleihekäufe weiterhin strikt auf Preisstabilität im Euro-Raum zu
       achten. Unionsfraktionsvize Michael Meister sagte der Rheinischen Post:
       „Ich erwarte von Draghi ein klares Bekenntnis zur Geldwertstabilität und
       eine klare Ablehnung der Staatsfinanzierung durch die EZB.“
       Unions-Haushaltssprecher Norbert Barthle betonte, für die EZB müsse es das
       wichtigste Ziel sein, „für Preisstabilität in der Eurozone zu sorgen“.
       
       24 Oct 2012
       
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