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       # taz.de -- Rosneft kauft TNK-BP: Größter Ölkonzern der Welt
       
       > Der russische Konzern Rosneft kauft sich in einem Milliardendeal die
       > Kontrolle über die russische Förderung. Putins Energiepolitik kommt so
       > einen großen Schritt weiter.
       
   IMG Bild: Ab sofort das Türschild des größten Ölkonzerns der Welt: Rosneft-Zentrale in St. Petersburg.
       
       LONDON/MOSKAU rtr | Der russische Staatskonzern Rosneft steigt unter
       Mithilfe von Präsident Wladimir Putin zu weltgrößten Energiekonzern auf.
       Rosneft erklärte am Montag, für etwa 55 Milliarden Dollar die drittgrößte
       russische Ölfirma TNK-BP zu übernehmen.
       
       Sie gehörte bislang je zur Hälfte dem britischen Ölmulti BP und vier
       russischen Milliardären. Präsident Putin sagte, für Rosneft sei der Kauf
       „ein gutes Geschäft zu einem guten Preis“. Über eine entsprechende Einigung
       war seit Tagen spekuliert worden.
       
       Besitzt Rosneft alle TNK-BP-Anteile, fördert der Konzern mehr Öl und Gas
       als der derzeitige Weltmarktführer Exxon. Putin kommt damit einen großen
       Schritt bei seinen Plänen voran, die staatliche Kontrolle über weite Teile
       der Industrie zurückzugewinnen. Viele Branchen waren nach dem Zusammenbruch
       der Sowjetunion in den 1990er Jahren hastig privatisiert worden.
       
       ## Rückzug als Türöffner
       
       Rosneft erklärte, der Firma AAR der russischen Oligarchen knapp 28
       Milliarden Dollar für deren Anteil von 50 Prozent an TNK-BP zu zahlen. Auch
       der Kaufpreis an BP habe in etwa dieses Volumen. BP teilte mit, 17,1
       Milliarden Dollar in bar und knapp 20 Prozent der Rosneft-Aktien zu
       erhalten.
       
       BP fördert damit künftig zwar weniger Öl in dem rohstoffreichen Land,
       könnte sich aber bei künftigen Projekten auf engere Verbindungen zu Putin
       und dem Rosneft-Chef Igor Setschin stützen. Putin selbst hatte sich im
       September mit den Spitzen von BP und Rosneft zu Gesprächen über den
       TNK-BP-Verkauf getroffen.
       
       BP kann zudem nun die von heftigen Streitereien geprägte Allianz mit den
       Oligarchen zu den Akten legen. Dabei ging es um lukrative Förderquellen in
       der Arktis, wo Experten ein Fünftel der weltweit noch unentdeckten
       Ölvorkommen vermuten. BP wollte bei der Erschließung von Feldern in der
       Region mit Rosneft zusammenarbeiten. Das Oligarchen-Konsortium AAR aber
       bestand darauf, dass nicht BP selbst, sondern TNK-BP dort mit Rosneft Öl
       fördert.
       
       ## Auf Chordorkowskis Rücken
       
       Auch die Vorliebe der russischen Regierung, größere Ölfelder an
       staatseigene Betriebe zu vergeben, schränkte den Aktionsradius von TNK-BP
       deutlich ein. Finanziell hat sich die TNK-BP-Investition für BP aber wohl
       gelohnt: Das Unternehmen war 2003 gegründet worden, BP hatte der Anteil
       damals sieben Milliarden Dollar gekostet.
       
       Rosnefts Aufstieg begann Mitte des vergangenen Jahrzehnts, als der Konzern
       den Großteil des Ölkonzerns Yukos von Putin-Kritiker Michail Chodorkowski
       übernahm. Dieser wurde in spektakulären Prozessen wegen Unterschlagung,
       Geldwäsche und Steuerhinterziehung zu langjähriger Haft verurteilt. Yukos
       musste in die Insolvenz und wurde zerschlagen.
       
       Chodorkowski gehörte zu einer kleinen Gruppe russischer Unternehmer, die in
       den Zeiten der Privatisierung durch den günstigen Erwerb von
       Staatsbetrieben reich wurden. Er hat das Vorgehen gegen ihn stets als
       politisch motiviert bezeichnet und vermutet das Präsidialamt im Kreml als
       Drahtzieher dahinter. Dort war der heutige Rosneft-Chef Setschin damals
       unter Putin Vizestabschef.
       
       22 Oct 2012
       
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