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       # taz.de -- Staatsknete für Privat-Uni: Jacobs-Uni auf der Kippe
       
       > Im Jahre 1999 flossen 110 Millionen Euro, 2003 dann 45 Millionen - jetzt
       > will die Privat-Uni wieder Staatsknete und setzt die Politik unter Druck.
       
   IMG Bild: Der privaten Elite-Universität mangelte es von Anfang an an Elite und an privaten Geldern.
       
       Die private Jacobs-Universität steht mal wieder auf der Kippe. Am Freitag
       kommen in Bremen die Führungsgremien der Jacobs-Foundation zusammen, um
       über die Zukunft der Elite-Uni zu entscheiden. Im Jahre 2006 hatte die
       Stiftung der Bremer Kaffee-Erben die private „International University
       Bremen“ (IUB), die mit 110 Millionen Euro des Landes Bremen im Jahre 1999
       gegründet worden war, gekauft und für fünf Jahre die Übernahme der Defizite
       – um die 15 Millionen Euro pro Jahr – zugesichert, um der IUB etwas mehr
       Zeit zu geben, ihre Finanzbasis zu stabilisieren. Insgesamt 200 Millionen
       Euro hatte Jacobs in Aussicht gestellt, falls der IUB diese Stabilisierung
       gelingen würde. Wie die Bilanzen der nun „Jacobs Universität“ genannten
       Einrichtung, die heute rund 1.300 Studierende betreut, zeigen, ist dieses
       Ziel nicht erreicht worden. Auch eine „Lockvogel“-Funktion auf andere
       Sponsoren ist von der Jacobs-Finanzierung nicht ausgegangen. Dem Vernehmen
       nach will Jacobs die Restsumme nun nur zuschießen, wenn auch das Land
       Bremen sich finanziell dauerhaft beteiligt. Von drei Millionen Euro pro
       Jahr ist die Rede.
       
       Ein ähnliches Junktim hatte es 2006 schon einmal gegeben: Damals sah sich
       Bürgermeister Jens Böhrnsen genötigt, für die fünf Jahre, in denen Jacobs
       die Defizite übernehmen wollte, eine komplementäre Subvention von jeweils
       fünf Millionen Euro zuzusagen, die als Investitionsförderung ausgezahlt
       werden sollte.
       
       Wenn man die staatlichen Zuschüsse zusammenrechnet, muss man weitere Summen
       hinzurechnen. 15 Millionen Euro flossen Ende 2003 sozusagen als
       „Bakschisch“ von der Eon, als die Stadt Bremen Anteile an ihren Stadtwerken
       an die Eon verkaufte und diese IUB-„Spende“ zur Bedingung machte. Eon
       verbuchte die Zahlung damals auch nicht als Spende, sondern überwies auf
       ein Konto des Landes Bremen, das die Summe unter Umgehung des
       Haushaltsrechtes formlos weiterreichte. Im Herbst 2003 gab Bremen zudem
       einen „Kredit“ von 50 Millionen Euro. Das Geld reichte offenbar gerade bis
       2006, der Kredit wurde bis heute nicht zurückgezahlt. Man darf in der Summe
       von gut 200 Millionen Euro für 12 Jahre Privatuniversität ausgehen. In den
       ersten Jahren lag die Studentenzahl dabei deutlich unter dem heutigen
       Niveau von 1.350, heute werden aber zum Beispiel 18-monatige
       „Executive-Master“-Fortbildungen für Führungskräfte der Erdöl- und
       Gas-Industrie unter dem schönen Titel „Basin and Petroleum Dynamics“
       angeboten und ihre Teilnehmer den Studentenzahlen zugerechnet.
       
       Die Verhandlungen mit Jacobs sind Chefsache, die Parlamentarier von SPD und
       Grünen sind am Mittwoch nur allgemein darüber unterrichtet worden. Offenbar
       liegt bisher kein Finanzplan vor, aus dem hervorgeht, welches Defizit die
       Jacobs-Universität für die nächsten Jahre erwartet. Eigentlich wollte die
       Jacobs-Foundation die restlichen 125 Millionen Euro Stiftungs-Gelder in
       eine Universität-Stiftung geben, aus der dann nur die Zinsen entnommen
       werden dürfen – eine laufende Subventionierung aus Stiftungsgeldern ist
       unüblich. Das Zinsniveau ist derzeit aber so niedrig, dass man mit
       Zinserträgen nicht weit kommen würde, und einen nennenswerten Kapitalstock
       hat die Jacobs-Universität bis heute nicht ansparen können. Bei der
       Gründung war davon die Rede gewesen, auch die 110 Bremer Staats-Millionen
       sollten „für den Kapitalstock“ sein, es handelt sich aber bei der
       Träger-Gesellschaft um eine einfache GmbH.
       
       Am Dienstag wollen die beiden Bürgermeister sich mit den Vertretern der
       Jacobs-Foundation zusammensetzen. Wenn die Foundation am Freitag etwas
       beschließen will, ist dazwischen nicht viel Zeit für eine Beteiligung der
       Bremer Volksvertreter. „Wenn im Bremer Haushalt noch Geld für Wissenschaft
       vorhanden sein sollte, dann wüsste ich bei den staatlichen Hochschulen
       einige Bereiche, die es dringend brauchen“, sagt die
       wissenschaftspolitische Sprecherin der Grünen, Silvia Schön.
       
       22 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Klaus Wolschner
       
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