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       # taz.de -- Drygalla als Sportsoldatin: Vorbild fürs Vaterland
       
       > Nadja Drygalla ist jetzt Sportsoldatin. Damit sie lernt, wie man mit
       > Nazis umgehen kann, hier ein paar Tipps für die Ruderin.
       
   IMG Bild: Drygalla hat noch Zeit eine kritische Sportlerin zu werden – sie ist ja erst 23
       
       Die Bundeswehr hat eine neue Soldatin. Nadja Drygalla, die Ruderin des
       Deutschlandachters, die während der Olympischen Spiele in London in die
       Schlagzeilen geraten ist, weil es ihr egal war, dass ihr Freund in der
       Rostocker Neonaziszene aktiv war, wurde in eine Sportförderkompanie der
       Armee aufgenommen und darf nun zur internationalen Repräsentation ihres
       Vaterlandes beitragen. Diese ist einer der Gründe, weswegen sich die
       Bundesrepublik die teure Sportförderung leistet.
       
       „Leistung und Auftreten unserer Spitzensportlerinnen und -sportler sind
       Ausweis des Ansehens Deutschlands in aller Welt“, heißt es im letzten
       Sportbericht der Bundesregierung. Damit Drygalla ihrer Vorbildrolle in
       dieser Hinsicht immer gerecht bleiben kann, wollen wir ihr an dieser Stelle
       ein paar Tipps geben, die ihr im Umgang mit und in der Einschätzung von
       Menschen in ihrem persönlichen Umfeld helfen sollen. Es gibt viele
       Informations- und Beratungsangebote gerade auch für Frauen, die sich
       fragen, ob ihr Freund Nazi ist, die wissen wollen, wie sie damit umzugehen
       haben, wenn er einer ist.
       
       1. Google und Co: Die ersten Informationen zum Thema Rechtsextremismus und
       Neofaschismus lassen sich einfach und anonym mithilfe von Suchmaschinen im
       Netz erfragen. Voraussetzung hierfür ist indes ein Problembewusstsein, das
       lange Zeit weder bei Nadja Drygalla noch bei ihrem Verein und dem Deutschen
       Ruderverband vorhanden war. Ein solches ist auch Voraussetzung für alle
       anderen hier aufgeführten Angebote.
       
       2. Online-Beratung: Eines der Projekte des Vereins „Gegen Vergessen – Für
       Demokratie“ ist ein Infoportal, an das sich Ratsuchende online wenden
       können. Eine lösungsorientierte Beratung findet via Mailverkehr
       beziehungsweise Einzelchat statt. Vor allem Eltern, die sich um die
       Gesinnung und das Umfeld ihrer Kinder Gedanken machen, nutzen [1][das
       Angebot][2][http://online-beratung-gegen-rechtsextremismus.de]. Auch
       anderen Familienangehörigen oder eben Lebenspartnern von Nazis steht das
       Angebot offen.
       
       3. Persönliche Beratung: Für die in Rostock trainierende Drygalla ist die
       RAA, die Regionale Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie
       (RAA) Mecklenburg-Vorpommern, ein geeigneter Ansprechpartner, auch wenn sie
       beispielsweise wissen will, ob es tatsächlich stimmt, wenn ihr Freund sagt,
       er habe mit der Naziszene nichts mehr zu tun. Die RAA steht in Kontakt mit
       weiteren Organisationen, die die neofaschistische Szene in Rostock
       beobachtet.
       
       4. Sportspezifische Angebote: Auf der Website [3][„Sport mit Courage“]
       erhalten junge Sportlerinnen und Sportler – Drygalla ist 23 –
       Handlungsempfehlungen im Umgang mit Rassismus und Antisemitismus in ihren
       Vereinen. Auch eine „Toolbox“ gibt es da, mit deren Hilfe man lernen soll,
       wie man eigentlich Nazis erkennt. Eine Frage die auf der Website geklärt
       wird, hat sich Drygalla vielleicht auch noch nicht gestellt: „Wie sieht die
       Rolle der Frau in der rechtsextremen Szene aus?“
       
       5. Persönliches Engagement: Sollte Drygalla ihre Wurstigkeit gegenüber
       menschenverachtendem Gedankengut aufgeben wollen und sich gegen
       Naziumtriebe in ihrer Heimat aktiv einsetzen wollen, kann sie sich an den
       Rostocker Verein „Bunt statt Braun“ wenden. Vielleicht hat sie ja auch
       Lust, am Ruderhaus ihres Olympischen Rudervereins ein Schild anzubringen,
       das sich mittlerweile an vielen Geschäftsstellen von Fußballklubs findet:
       „Kein Platz für Rassismus und Gewalt! Wir machen mit“.
       
       6. Teilnehmende Beobachtung: Wenn sich Drygalla dem kritischen Ansatz
       verweigern sollte und ihre Kontakte zu Nazis aufrechterhalten will, hat sie
       sicher die Möglichkeit, ihr Wissen an den Militärischen Abschirmdienst
       weiterzugeben, der gut vernetzte V-Frauen sicher gezielt einzusetzen weiß.
       Aber vielleicht ist Drygalla ja längst für Verfassungsschutzbehörden tätig.
       Das würde zumindest erklären, warum sich Politiker und Behörden so sehr um
       das Wohl und den Schutz der Ruderin bemühen.
       
       19 Oct 2012
       
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   DIR [1] http://online-beratung-gegen-rechtsextremismus.de
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       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Rüttenauer
       
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