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       # taz.de -- Reaktionen zur EU-Bankenaufsicht: Überforderte Mammut-Behörde
       
       > Deutsche Kreditinstitute sind über die EU-Pläne zur Bankenaufsicht
       > geteilter Meinung. Kleinere Institute sind dagegen, die Privatbanken
       > freuen sich.
       
   IMG Bild: Bald unter EU-Aufsicht: Banken in Frankfurt.
       
       BERLIN/FRANKFURT dapd | Die Einigung auf dem EU-Gipfel über den Fahrplan
       für eine zentrale europäische Bankenaufsicht stößt bei den deutschen
       Instituten auf unterschiedliche Reaktionen. Während die Lobby der
       Privatbanken den nächtlichen Kompromiss lobte, lehnten Sparkassen und
       Genossenschaftsbanken eine gemeinsame Aufsicht am Freitag nach wie vor ab.
       
       „Eine europäische Aufsicht wird überfordert, wenn sie mehr als 6.000
       Kreditinstitute beaufsichtigen soll“, sagte der Präsident des Deutschen
       Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Georg Fahrenschon, in Berlin.
       
       Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR)
       bezeichnete eine zentrale Aufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) über
       kleine Banken als überflüssig. Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes
       deutscher Banken und damit Vertreter der privaten Institute, Michael
       Kemmer, sprach dagegen von einem wichtigen Baustein zur Bewältigung der
       Eurokrise.
       
       Einhellig lobten die Bankenvertreter allerdings, dass sich die EU mehr Zeit
       beim Aufbau der zentralen Bankenaufsicht nehmen will. Der Gipfel in Brüssel
       hatte sich in der Nacht zum Freitag auf den Kompromiss geeinigt, der den
       Streit zwischen Deutschland und Frankreich um den Starttermin für die
       Bankenaufsicht erst einmal entschärft.
       
       ## Paris conta Berlin
       
       Bis Ende des Jahres soll nur erst einmal der Rechtsrahmen erarbeitet
       werden. Die Entscheidung über den Aufbau der Aufsicht fällt also
       wahrscheinlich erst im kommenden Jahr. Ursprünglich hatte die EU-Kommission
       vorgesehen, dass die EZB als Kontrollbehörde schon am 1. Januar 2013 ihre
       Arbeit aufnimmt, ab dem Frühjahr die großen und für das System besonders
       wichtigen Banken beaufsichtigt und bis zum Ende des Jahres die
       Zuständigkeit für alle Banken erhält. Paris setzte sich für einen frühen
       Start ein, Berlin blieb skeptisch.
       
       „Ein Schnellschuss bei der europäischen Aufsicht wäre gefährlich, da die
       neue Aufsichtsstruktur nicht das notwendige Vertrauen erhielte. Daher muss
       Gründlichkeit vor Schnelligkeit gehen“, sagte nun Kemmer.
       Sparkassen-Präsident Fahrenschon erklärte, niemandem sei „mit einer
       kurzfristig ins Werk gesetzten, aber nicht ausreichend arbeitsfähigen
       Mammut-Behörde gedient“.
       
       19 Oct 2012
       
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