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       # taz.de -- EU-Gipfel in Brüssel: Ein, zwei, drei, ganz viele Budgets
       
       > Soll die Eurozone eine eigene Kasse bekommen? Und wenn ja, was soll damit
       > bezahlt werden? Darüber wird beim EU-Gipfel heftig gestritten werden.
       
   IMG Bild: Und so soll sie aussehen, die gemeinsame Kasse der Eurozone.
       
       BRÜSSEL taz | Die Bundesregierung will ein eigenes Budget für die Eurozone
       einrichten. Mit diesem Vorschlag überraschte Angela Merkel (CDU) am
       Donnerstag bei ihrer Regierungerklärung im Bundestag. Es werde „ein neues
       Element der Solidarität“ gebraucht, „um allen Mitgliedstaaten auch die
       Möglichkeit zu geben, Verpflichtungen umzusetzen“, sagte die Kanzlerin kurz
       vor Beginn des zweitägigen EU-Gipfels, zu dem am Abend die Regierungschef
       aller 27 Mitgliedsstaaten in Brüssel zusammenkamen.
       
       Auf den ersten Blick stützt Merkel damit einen Vorschlag von
       EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy, der eine „fiskalische Kapazität“
       schaffen will. Im Detail gehen die Vorstellungen aber weit auseinander.
       Während Van Rompuy die Finanzierung eines Euro-Budgets offenließ, brachte
       Merkel die Einnahmen aus der geplanten Finanztransaktionssteuer ins
       Gespräch. Zudem will Van Rompuy nur eine Kasse für die 17 Euroländer
       schaffen, Merkel möchte auch Euro-Anwärter einbeziehen.
       
       Auch über Sinn und Zweck eines vom EU-Haushalt getrennten Euro-Budgets
       gehen die Meinungen auseinander. Van Rompuy hat zwar klargestellt, dass er
       keine Transferunion schaffen will, aus der sich schwächere Euroländer
       bedienen können. Dies freut Berlin.
       
       Doch während er das neue Budget nutzen möchte, um „asymmetrische Schocks“
       abzufedern – also etwa den plötzlichen Einbruch der Exporte in einem Land
       –, denkt Merkel mehr an das Prinzip „Zuckerbrot und Peitsche“. Sie will
       Anreize für Strukturreformen schaffen. So könnte Geld fließen, wenn ein
       Land seinen Arbeitsmarkt flexibilisiert und so die Zahl der Jobsuchenden
       steigt. Auch Ausbildungsprogramme für arbeitslose Jugendliche könnten aus
       dem neuen Topf finanziert werden.
       
       Alle Überlegungen kranken daran, dass sich die 27 EU-Staaten bisher nicht
       einmal auf das Gemeinschaftsbudget für 2013 einigen können. Auch die
       mittelfristige Finanzplanung für die Zeit nach 2014 sorgt für Streit.
       Deutschland dringt auf striktes Sparen – umso überraschender klingt Merkels
       Ruf nach einem eigenen Euro-Budget.
       
       18 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
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