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       # taz.de -- Schottisches Unabhängigkeitsreferendum: Och aye, but nae just noo
       
       > Die schottische Regionalregierung und die Zentralregierung in London
       > legen ein schottisches Unabhängigkeitsreferendum bis Ende 2014 fest.
       
   IMG Bild: Mehr als nur ein Stück Papier: Schottlands Premierminister Alex Salmond.
       
       DUBLIN taz | Die Schotten dürfen bis 2014 entscheiden, ob sie sich aus dem
       Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland verabschieden. Der
       Premierminister der schottischen Regionalregierung, Alex Salmond von der
       Scottish National Party (SNP), und der konservative britische
       Premierminister David Cameron einigten sich am Montag nach monatelangen
       Verhandlungen über die Modalitäten eines Referendums.
       
       Es wird nur die einfache Frage geben, ob die Wähler Schottlands
       Unabhängigkeit wollen oder nicht. Der genaue Wortlaut der Frage, ebenso wie
       die Obergrenze für Wahlkampfausgaben, wird von der britischen
       Wahlkommission festgelegt. Salmond hatte sich ursprünglich eine Zusatzfrage
       zur Übertragung weiterer Rechte an das Regionalparlament gewünscht – als
       Hintertür, falls die Schotten die vollständige Unabhängigkeit ablehnen.
       
       Dennoch sagte Salmond gestern, die Einigung auf die Volksabstimmung sei ein
       „wichtiger Schritt auf dem Weg in die Unabhängigkeit“. Cameron meinte: „Das
       ist der Anfang eines wichtigen Kapitels in Schottlands Geschichte und
       ermöglicht es, eine echte Debatte zu führen.“
       
       Die SNP-Regierung wird wahrscheinlich festlegen, dass Menschen ab 16
       mitstimmen dürfen, weil sie glaubt, dass sich die Chancen für ein Ja zur
       Unabhängigkeit dadurch verbessern. Laut Umfragen lehnt zurzeit eine
       deutliche Mehrheit die Unabhängigkeit ab. Salmonds Stellvertreterin Nicola
       Sturgeon glaubt jedoch, dass sich das Blatt noch wenden werde.
       
       Das wichtigste Argument der SNP ist die Wirtschaft: Vor Schottlands Küste
       lagert das britische Nordseeöl. Die Milliarden an Steuereinnahmen fließen
       jedoch zur Zentralregierung nach London, nur ein kleiner Teil davon wandert
       zurück nach Norden. Das Gleiche gilt für die Whisky-Industrie. Außerdem ist
       das Gesundheitssystem für die Schotten billiger, und Studiengebühren müssen
       sie nicht zahlen. Das gilt allerdings jetzt schon.
       
       Cameron wollte bereits im nächsten Jahr abstimmen lassen, doch Salmond hat
       sich ausgerechnet, dass die Tory-Regierung kurz vor den nächsten britischen
       Parlamentswahlen 2015 am Tiefpunkt ihrer Popularität angelangt sein wird.
       Der wichtigste Pluspunkt für die Anhänger der Unabhängigkeit ist Salmond
       selbst. Er ist der einzige schottische Politiker mit Charisma. Ihm ist auch
       beim Unabhängigkeitsreferendum eine Überraschung zuzutrauen.
       
       15 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ralf Sotscheck
       
       ## TAGS
       
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   DIR Protest
   DIR Referendum
       
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