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       # taz.de -- Ökostrom-Umlage steigt: 5,3 Cent für die Erneuerbaren
       
       > Die Ökostrom-Umlage soll um knapp 2 Cent je Kilowattstunde steigen.
       > Greenpeace hält hingegen eine Senkung für möglich – wenn Schlupflöcher
       > gestopft werden.
       
   IMG Bild: Der Qualm wird teurer: Die Umlage für Ökostrom steigt auf 5,3 Cent.
       
       BERLIN rtr/dapd | Die Verbraucher in Deutschland werden für die
       Energiewende im kommenden Jahr deutlich stärker zur Kasse gebeten. Die
       Umlage zum Ausbau des Ökostroms steige auf 5,3 Cent je Kilowattstunde von
       bislang 3,59 Cent, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch aus
       Regierungskreisen. „5,3 Cent ist richtig“, sagte eine mit der Angelegenheit
       vertraute Person.
       
       Ein Haushalt mit einem Durchschnittsverbrauch von 3500 Kilowattstunden muss
       demnach im Jahr rund 185 Euro für die Förderung der Energie aus Wind und
       Sonne berappen – etwa 60 Euro mehr als bislang. Dies dürfte für politischen
       Zündstoff sorgen, weil die Bundesregierung nach der Atomwende im
       vergangenen Jahr eine stabile Ökostrom-Umlage in Aussicht gestellt hatte.
       
       Die vier Netzbetreiber Amprion, Tennet, 50Hertz und TransnetBW wollen die
       Höhe der Umlage am Montagvormittag bekanntgeben. Sie wollten sich am
       Mittwoch nicht dazu äußern. „Die Zahl steht fest“, war aber aus ihren
       Kreisen zu hören. Die zuletzt genannten 5,4 Cent seien etwas zu hoch
       geschätzt. Seit Wochen ist bereits klar, dass der Wert über fünf Cent
       liegen wird. RWE -Chef Peter Terium hatte etwa erklärt, mit 5,3
       beziehungsweise 5,4 Cent zu rechnen. EU-Energiekommissar Günther Oettinger
       erwartet in den kommenden Jahren einen weiteren Anstieg. Inklusive
       Mehrwertsteuer könne der Wert sogar auf über neun Cent klettern.
       
       Die Umlage steigt, weil immer mehr Strom aus Wind, Wasser und Sonne
       produziert wird. Der Ökostrom wird den Produzenten zu garantierten Preisen
       abgenommen, die über den Markttarifen liegen. Die Differenz wird über die
       Umlage von den Verbrauchern bezahlt. Die FDP fordert, zusätzliche
       Mehrwertsteuer-Einnahmen durch die Erhöhung der EEG-Umlage durch eine
       Senkung der Stromsteuer zu kompensieren.
       
       ## Greenpeace hält Senkung für möglich
       
       Die Umweltorganisation Greenpeace hingegen hält eine Senkung der Kosten für
       den Ausbau der erneuerbaren Energien für möglich. Wie aus einem Gutachten
       des „Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft“ (FÖS) im Auftrag der
       Organisation hervorgeht, könnte die sogenannte EEG-Umlage, mit der alle
       Verbraucher den Ökostrom finanzieren, von derzeit knapp 3,6 Cent pro
       Kilowattstunde sogar auf 2,2 Cent sinken. Dafür müsste die Bundesregierung
       allerdings die Ausnahmen für energieintensive Unternehmen streichen und
       Ökostrom von der Energiesteuer befreien.
       
       „Die Umlage droht zu steigen, weil die Politik Ausnahmen für die Industrie
       zur Regel gemacht hat – nicht weil mehr Wind- und Sonnenenergie dazu kommt.
       Denn die wird immer billiger“, sagte der Energieexperte der Organisation,
       Andree Böhling.
       
       Den Angaben zufolge beteiligt sich die Industrie derzeit nur zu 0,3 Prozent
       an den Kosten der Förderung der erneuerbaren Energien. Gleichzeitig habe
       sie einen Anteil von 18 Prozent am Stromverbrauch. Greenpeace schlägt daher
       vor, diese Förderung zu begrenzen: Nur noch energieintensive, im
       internationalen Wettbewerb stehende Unternehmen sollen demnach von der
       EEG-Umlage befreit werden.
       
       ## Über den Tisch gezogen
       
       Zudem profitieren die Unternehmen nach Angaben von Greenpeace von einem um
       20 Prozent gesunkenen Börsenstrompreis. Dem Konzept zufolge sollen sie
       daher in Höhe der Kosteneinsparungen an der EEG-Umlage beteiligt werden.
       Die Reform der Industriebegünstigungen würde die EEG-Umlage in diesem Jahr
       um insgesamt 0,8 Cent pro Kilowattstunde reduzieren.
       
       Zugleich wies Greenpeace die Forderung nach einer Abschaffung des
       Erneuerbare-Energien-Gesetz zurück. Nicht das Gesetz trage die Schuld an
       der steigenden EEG-Umlage, „sondern Bundesumweltminister Peter Altmaier
       (CDU), der sich von der Industrie und ihrem oberstem Lobbyisten,
       Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), über den Tisch ziehen lässt“,
       sagte Böhling.
       
       Altmaier will derweil Ausnahmeregelungen zur Befreiung von den Kosten der
       Ökostromförderung überprüfen. „Es gibt bestimmte Vorwürfe, dass wir auch
       Nahverkehrsbetriebe, Golfplätze und andere begünstigen würden. Dem muss man
       im Einzelnen nachgehen“, sagte der Minister am Mittwoch dem Sender N24.
       
       10 Oct 2012
       
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