# taz.de -- Nobelpreis für Medizin 2012: Höchste Ehre für Klonpioniere
> Der Japaner Shinya Yamanaka und der Brite John B. Gurdon teilen sich den
> Nobelpreis für Medizin. Sie werden für ihre Arbeiten zum Klonen und der
> Stammzellforschung ausgezeichnet.
IMG Bild: Die Nobelpreisträger für Medizin 2012: Klonpionier John Gurdon, Grßbritannien und Stammzellforscher Shinya Yamanaka, Japan.
STOCKHOLM/BERLIN dpa/taz | Der Nobelpreis für Medizin geht in diesem Jahr
an die Klonpioniere John Gurdon, Großbritannien, und Shinya Yamanaka,
Japan. Das teilte das Karolinska-Institut am Montag in Stockholm mit.
Die höchste Auszeichnung für Mediziner und Biologen ehrt eine der
erstaunlichsten Entdeckungen der vergangenen Jahrzehnte. 2006 berichtete
Yamanaka, dass sich Zellen aus dem erwachsenen Körper mit genetischen
Tricks in Stammzellen zurückverwandeln lassen, die jenen aus dem Embryo
weitestgehend gleichen. Gurdon hatte die Grundlagen dazu geschaffen.
Yamanakaa Arbeiten sorgten auch deshalb für Furore, weil damit Stammzellen
erzeugt werden konnten, ohne dass dafür Embryonen vernichtet werden
mussten.
Viele Forscher auf der ganzen Welt hoffen, dass sich aus diesen sogenannten
induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS-Zellen) eines Tages Ersatzgewebe
oder -organe erschaffen lassen, die vom Empfänger nicht abgestoßen werden,
weil sie aus ihrem eigenen Körper stammen.
In den vergangenen Jahren wurden die sehr entwicklungsfähigen iPS-Zellen
tatsächlich bereits in viele andere Zelltypen gewandelt. Und, mehr noch:
Sogar lebensfähige Mäuse wurden daraus geschaffen.
Der Brite John B. Gurdon wurde für Forschungsarbeiten ausgezeichnet, die er
schon Anfang der 1960er Jahre ausführte. Er tauschte als erster bei einer
Eizelle von einem Frosch den DNA-haltigen Zellkern gegen den Kern aus einer
reifen Körperzelle aus. Aus dieser modifizierten Eizelle konnte er eine
Quaulqappe klonen.
„Die beiden Preisträger haben völlig neue Felder für die Entwicklung von
medizinischen Präparaten eröffnet“, sagte Thomas Perlmann vom Nobelkomitee
am Montag.
Sein Kollege Urban Lendahl vom Komitee ergänzte: „Es ist noch zu früh zu
sagen, wann die Erkenntnisse in der Zelltherapie umgesetzt werden können.
Dank ihrer Arbeit wissen wir jetzt, dass die Zellentwicklung keine
Einbahnstraße ist.“
Genau diese Erkenntnis, dass erwachsene Zellen durch einen molekularen
Jungbrunnen gehen können, war 2006 eine große Sensation. Nur sechs Jahre
nach der entscheidenden Publikation hat das Nobelkomitee am Montag auch das
riesige Potenzial der neuen Zellen ausgezeichnet.
8 Oct 2012
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