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       # taz.de -- Wolfsburgs Trainer Felix Magath: Felix, das Sorgenkind
       
       > Der VfL Wolfsburg ist bei der 0:3-Niederlage auf Schalke chancenlos.
       > Trainer Felix Magath gibt sich gelassen, hat aber kein Konzept gegen den
       > Niedergang.
       
   IMG Bild: „Magath raus!“ Schalker Fans fordern schon mal Magaths Abgang.
       
       Felix Magath rückte zunächst einmal etwas gerade. Dass er sich keine Sorgen
       mache, wie über den Trainer des VfL Wolfsburg zu lesen gewesen war, stimme
       nicht. „Ich mache mir immer Sorgen um meine Mannschaft, vor dem Spiel und
       nach dem Spiel.“
       
       Nun lag die Vermutung nahe, dass sich Magath nach dem 0:3 bei seinem
       ehemaligen Klub Schalke 04 noch viel größere Sorgen machen wird.
       Schließlich belegt der finanziell bestens ausgestattete Werksklub den
       vorletzten Tabellenplatz mit nur fünf Punkten und einer kläglichen
       Tordifferenz von 2:13.
       
       Aber selbst die Fakten und eine erschreckend schwache Vorstellung ließen
       Magath nach außen hin kalt. Er hoffte, dass sich seine Nationalspieler in
       der kommenden Länderspielpause „Erfolgserlebnisse holen, damit wir dann
       weitermachen können“. Womit? Er ließ es offen und verließ mit dem Hinweis,
       dass er es eilig habe, die Arena.
       
       ## Lob für seine Mannschaft
       
       Schalkes Manager Horst Heldt verkniff sich Spitzen gegen seinen ehemaligen
       Vorstandskollegen, der ihm kaum Befugnisse zugestanden hatte. Er
       beschränkte sich auf ein Lob für seine Mannschaft, die zuletzt in
       Düsseldorf und gegen Montpellier in der Champions League nur jeweils zu
       einem 2:2-Unentschieden gekommen war: „Die Art und Weise, wie wir den Sieg
       herausgespielt haben, war sehr gut. Von dem, was wir vorher bemängelt
       haben, war nichts zu sehen.“
       
       Damit verbog er allerdings auch ein bisschen die Wahrheit, denn gerade nach
       dem Spiel in Düsseldorf, als ein 2:0-Halbzeitvorsprung aus der Hand gegeben
       worden war, klagten die Schalker über fahrlässige Chancenverwertung.
       Konsequent waren sie in dieser Disziplin auch am Samstag nicht, sonst hätte
       Wolfsburg ein Debakel erlebt. Allerdings stand den Schalkern auch ein
       starker Diego Benaglio gegenüber, der die Niederlage mit starken Paraden in
       der Schlussphase gegen Huntelaar und Farfán im Rahmen hielt.
       
       Er müsse sich wohl etwas einfallen lassen, hatte Magath angesichts der
       wenigen Punkte, wenigen Tore und vielen Gegentore gesagt. Seine Idee war
       dann in der Arena schnell sichtbar. Mit einem 4-3-2-1-System, dem
       sogenannten Tannenbaum, setzte er auf eine massive Defensive. Auch beim
       Personal tauschte er munter aus. Überraschend durfte sich Srdjan Lakic als
       Stürmer versuchen, Ivica Olic und Bas Dost saßen auf der Bank.
       
       Zu Beginn der Partie sah die Taktik noch nach einem zielführenden Plan aus.
       Nach dem 1:0 für die Schalker durch einen Kopfballtreffer von Jefferson
       Farfán (33. Minute), der zuvor in einem Interview gegen Magath nachgetreten
       hatte, präsentierte sich der Meister von 2009 aber wie eine Ansammlung von
       Fußballern, denen nach dem Zufallsprinzip grüne Trikots angezogen worden
       waren.
       
       ## Regungslos nimmt er den Spott der Fans hin
       
       Die Voraussetzungen für eine äußerst einseitige zweite Halbzeit schafften
       die Gelsenkirchener bereits 50 Sekunden nach der Pause. Ibrahim Afellay
       erzielte seinen ersten Saisontreffer. Regungslos nahm der Wolfsburger
       Trainer, der sein System nun auf ein wirkungsloses 4-4-2 umgestellt hatte,
       den anschließenden Spott der Schalker Fans hin. „Magath raus“ und „Nie mehr
       Felix Magath“ skandierten sie. Der Verhöhnte nahm auch dies äußerlich
       gelassen hin.
       
       „Machen sie gerne“, regte er einen Journalisten zu einer Trainerdiskussion
       an und färbte den drögen Auftritt schön: „Bis zum 0:2 haben wir
       dagegengehalten, danach haben wir die Moral verloren.“ Das sei in der
       aktuellen Wolfsburger Situation normal.
       
       Den Hinweis, dass Fortuna Düsseldorf ein 0:2 gegen Schalke aufgeholt habe,
       ließ er nicht gelten: „Wir können so etwas (ein frühes Gegentor nach der
       Pause) derzeit nicht wegstecken.“ Roman Neustädter (58.), der sein erstes
       Tor für den FC Schalke erzielte, nutzte eine der folgenden vielen
       Möglichkeiten zum 3:0.
       
       Josué war 2009 einer der wichtigsten Spieler in der Wolfsburger
       Meistermannschaft. Inzwischen ist er einer von vielen, die Magath
       ausprobiert, die aber auch den Weg aus der Krise nicht finden. Immerhin
       öffnete der Brasilianer die Augen und sprach aus, was alle Zuschauer
       gesehen hatten: „Wir waren schon einmal schlecht. Aber dieses Mal ist es
       schlimmer. “
       
       7 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marcus Bark
       
       ## TAGS
       
   DIR Fußball-Bundesliga
       
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