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       # taz.de -- Nebeneinkünfte des SPD-Spitzenkandidaten: Schlammschlacht um Steinbrück
       
       > Der Ton wird schärfer. Die Vorwürfe gegen Steinbrück pikanter. Der
       > SPD-Kanzlerkandidat wehrt sich, er sei kein „Knecht des Kapitals“, die
       > Vorwürfe „dämlich“.
       
   IMG Bild: Wirkt irgendwie verspannt: Peer Steinbrück, SPD.
       
       Der Kanzlerkandidat der SPD, Peer Steinbrück, ist nach anhaltender Kritik
       an seinen Nebeneinkünften in die Offensive gegangen. In einer am Sonntag
       veröffentlichten Erklärung schlug er vor, alle Abgeordneten zu
       verpflichten, ihre Zusatzeinkünfte „bis auf den letzten Cent“ zu
       veröffentlichen.
       
       Der Geschäftsführer der Unionsfraktion, Michael Grosse-Brömer, sowie auch
       CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt attackierten Steinbrücks Vorstoß
       scharf: dass sich ausgerechnet der SPD-Mann „zum Transparenzhelden
       aufschwingen möchte“, habe eine besondere Komik, sagte Dobrindt.
       
       Zuvor hatte die Welt am Sonntag berichtet, Steinbrück habe seit 2009 allein
       für Vorträge und Aufträge mehr als eine Million Euro erhalten. Laut Spiegel
       hat zudem in Steinbrücks Zeit als Finanzminister die Lobbyorganisation
       Initiative Finanzstandort Deutschland 2007 das Konzept für die
       halbstaatliche Beratungsfirma ÖPP Deutschland AG erarbeitet, für die die
       Wirtschaftskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer ein Rechtsgutachten
       geliefert habe.
       
       Nach seinem Ausscheiden als Minister 2009 sei Steinbrück bei der Kanzlei
       und beteiligten Finanzinstituten als Redner aufgetreten - vergütet mit je
       mindestens 7.000 Euro.
       
       Aber auch andere Abgeordnete erzielen neben ihrem Mandat hohe Einnahmen. So
       listet der Koblenzer Unionsabgeordnete Michael Fuchs 22 entgeltliche
       Tätigkeiten auf. Zudem sitzt er in vier Beiräten und Aufsichtsräten, wofür
       er monatliche Entgelte der Stufe III - also mehr als 7.000 Euro - bezieht.
       Und der CSU-Abgeordnete und Rechtsanwalt Peter Gauweiler listet 30 Mandate
       auf, für die er mehr als jeweils 7.000 Euro bekommen hat.
       
       ## Absolut heulerisch
       
       Alle diese Einnahmen sind erlaubt. Deshalb findet die stellvertretende
       SPD-Vorsitzende Christine Lambrecht die Steinbrück-Debatte “absolut
       heuchlerisch. Jetzt schreien die, die eine Verschärfung der Regeln
       jahrelang verhindert haben“, sagte sie der taz. Lambrecht selbst ist
       Rechtsanwältin und erzielt weniger als 1.000 Euro monatlich an
       Nebeneinkünften. „Wir wollen Nebentätigkeiten nicht verbieten“, erklärt
       sie, „es muss jeder selbst wissen, wie viel Zeit er dafür hat – und der
       Wähler muss wissen, was er davon hält.“
       
       Die Bundestagsverwaltung hat bereits einen Vorschlag zur
       Veröffentlichungspflicht erarbeitet. Danach sollen es für Honorare nicht
       mehr wie bisher nur drei, sondern zehn Stufen geben. Die Abgeordneten
       müssten dann auch weitaus höhere Honorare von 100.000 oder 150.000 Euro
       ausweisen.
       
       Träte diese Regelung in Kraft, müsste auch Steinbrück seine
       Transparenzinitiative noch einmal überdenken. Der Kanzlerkandidat hat
       erklärt, er werde „die Auftraggeber, Ort und Thema jedes einzelnen
       Vortrags“ veröffentlichen, außerdem das durchschnittliche Honorar. Und er
       schränkt ein: „Angaben zu jedem einzelnen Honorar werde ich nicht machen,
       da hierzu jeder einzelne Vertragspartner eigens um Erlaubnis gebeten werden
       müsste.“
       
       7 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anja Maier
       
       ## TAGS
       
   DIR Michael Fuchs
   DIR Nebeneinkünfte
       
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