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       # taz.de -- NRW-Piraten feuern Geschäftsführer: Briefe in der Hausmülltonne
       
       > Wieder einer weniger: Die NRW-Piraten feuern ihren politischen
       > Geschäftsführer Hammer. Der soll vertrauliche Daten weitergegeben haben.
       
   IMG Bild: So eindeutig wie auf Parteitagen der Piraten ist es wohl mit der Privatsphäre und Vertraulichkeit doch nicht.
       
       KÖLN taz | Bei den Piraten in Nordrhein-Westfalen kracht es. In der Nacht
       zum Mittwoch hat der Landesvorstand der Partei, die im Mai den Einzug ins
       Düsseldorfer Parlament schaffte, überraschend seinen politischen
       Geschäftsführer Klaus Hammer gefeuert – wegen eines „schweren
       Datenschutzverstoßes“.
       
       Was dem 45-jährigen IT-Fachmann genau vorgeworfen wird, will die Partei
       jedoch „aus datenschutzrechtlichen Gründen“ nicht sagen, „da möglicherweise
       auch ein Ermittlungsverfahren ansteht“. Nur soviel verrät sie: „Bei dem
       Verstoß handelt es sich um die Weitergabe vertraulicher
       Kommunikationsdaten, die bis zu zehn Personen und den Landesvorstand
       betreffen.“
       
       Hintergrund soll ein mit harten Bandagen geführter innerparteilicher Streit
       sein. Demnach soll eine Gruppe aus Hammers Kreisverband Gelsenkirchen dem
       Piraten-Landesvorstand schriftlich mitgeteilt haben, Parteifreunde aus
       ihrer Nachbarschaft seien im Besitz von Nazi-Propagandamaterial.
       
       Die Beschuldigten wiesen die Anschuldigen nicht nur empört als Verleumdung
       zurück, sie schalteten zudem einen Anwalt ein, um sich juristisch zur Wehr
       zu setzen. Die Forderung des besagten Anwalts, den Schriftverkehr mit den
       mutmaßlichen DenunziantInnen herauszugeben, wies der Landesvorstand unter
       Berufung auf das Bundesdatenschutzgesetz jedoch zurück.
       
       ## Wie ein schlechter Agentenfilm
       
       Laut einem Bericht von Spiegel Online, dem der Piraten-Landesvorsitzende
       Sven Sladek nicht widersprechen will, hielt sich Hammer allerdings nicht an
       diese Absprache. Es klingt wie aus einem schlechten Agentenfilm: Weil sich
       der politische Geschäftsführer der NRW-Piraten von dem Anwalt unter Druck
       gesetzt gefühlt haben soll, deponierte er stattdessen den ausgedruckten
       Schriftwechsel samt der Namen aller Beteiligten in seiner Hausmülltonne. Am
       nächsten Tag sei der „tote Briefkasten“ geleert gewesen.
       
       Über diesen absurden Vorgang setzte Hammer selbst anschließend den
       Landesvorstand in Kenntnis, der ihn daraufhin seines Amtes enthob. Eine
       öffentliche Stellungnahme lehnt der Geschasste bislang ab. [1][Per Twitter
       teilte er mit:] „Liebe Presse: Ich werde auch weiterhin keine Aussagen zu
       der Sache machen. Ich bitte darum, von Anrufen abzusehen.“
       
       Der gelernte Energieanlagenelektroniker, der nach eigenen Angaben als
       selbstständiger IT-Unternehmer tätig ist, war erst am 1. Juli auf einem
       Landesparteitag in Dortmund in sein Amt gewählt worden. Nun scheint die
       kurze politische Karriere bereits wieder beendet zu sein. Auf den
       Vorstandsbeschluss, ihm für zwei Jahre die Befähigung abzuerkennen, ein
       Parteiamt zu bekleiden, reagierte Hammer via Twitter mit der Ankündigung
       seines Parteiaustritts: „Das war‘s. Macht‘s gut. Und danke für die Messer
       im Rücken. Es waren interessante 3 Jahre.“
       
       4 Oct 2012
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://twitter.com/klaus_hammer/status/253536798213541889
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Pascal Beucker
       
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