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       # taz.de -- Reaktionen auf AKW-Stresstest: Ohne Meiler wär geiler
       
       > Nachdem die EU viele AKW-Mängel gefunden hat, drängen Kritiker auf einen
       > schnelleren Ausstieg. Doch Umweltminister Altmaier will ältere Reaktoren
       > verschonen
       
   IMG Bild: Europas AKWs sind unsicher, also abschalten.
       
       BERLIN dapd/taz | Atomkraftgegner werten die ersten durchgesickerten
       Ergebnisse des EU-Stresstests für Kernkraftwerke als positives Zeichen.
       Greenpeace erklärte am Dienstag, sollten sich die Ergebnisse bestätigen,
       müssten die Atommeiler sofort heruntergefahren werden.
       
       Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) will schrittweise auf die
       Überprüfung der Atommeiler reagieren, die fast allen europäischen
       Kernkraftwerken Sicherheitsmängel bescheinigt. Mit dem EU-weiten
       Sicherheitscheck hatte EU-Energiekommissar Günther Oettinger auf die
       Atomkatastrophe in Fukushima reagiert.
       
       Der Bericht der EU-Kommission zum Abschluss des AKW-Stresstests, der am
       Mittwoch in Brüssel diskutiert werden soll, stellt auch vielen deutschen
       Kernkraftwerken ein schlechtes Zeugnis aus. Besonders kritisiert werden von
       den EU-Kontrolleuren die Erdbebenwarnsysteme.
       
       Altmaier sagte im Deutschlandfunk, der Umfang der Nachrüstung sei abhängig
       von der Laufzeit der Reaktoren. In Deutschland sollen ab 2015 weitere
       Atomkraftwerke abgeschaltet werden. Acht sind bereits vom Netz, neun laufen
       noch. Es gebe aber beispielsweise Reaktoren in Frankreich, die „noch
       unbegrenzt und sehr lange am Netz bleiben“, sagte der Bundesumweltminister.
       
       ## Jetzt herunterfahren
       
       Bei Jochen Stay, dem Sprecher der Anti-Atom-Initiative Ausgestrahlt, stieß
       Altmaiers Aussage auf scharfe Kritik. "Obwohl es Sicherheitsdefizite gibt,
       will der Umweltminister auf Nachrüstungen verzichten, wenn sich die
       Investition für die Betreiber nicht mehr rechnet", erklärte er. Es sei ein
       Skandal, dass damit gerade bei den ältesten und störanfälligsten AKWs auf
       Nachrüstungen verzichtet werden soll. "Wenn Peter Altmaier und den
       AKW-Betreibern die Nachrüstungen zu teuer sind, dann müssen die
       Atomkraftwerke bereits jetzt stillgelegt werden", forderte Stay. "Ein
       Umweltminister, der bei der Reaktorsicherheit Kompromisse macht, hat den
       Beruf verfehlt."
       
       Die Umweltschutzorganisation Greenpeace dringt auf eine schnellere
       Abschaltung der deutschen Kernkraftwerke. Der Neuen Osnabrücker Zeitung
       sagte Atomexperte Tobias Münchmeyer: „Bestätigt sich, dass Warnsysteme
       unzureichend sind und die Umsetzung von Leitlinien für schwere Unfälle
       mangelhaft ist, müssen die betreffenden Reaktoren sofort heruntergefahren
       werden.“ Der Stresstest der EU-Kommission sei ein „Fanal für einen
       ganz-europäischen Atomausstieg“.
       
       Der Europaabgeordnete Jo Leinen (SPD) forderte: „Jetzt heißt es nachrüsten
       oder lieber gleich abschalten.“ Die Europäische Kommission veranschlage
       europaweit zehn bis 25 Milliarden Euro als Nachrüstungskosten für die
       mangelhafte Sicherheitsausstattung. „Diese Summe solle lieber in
       nachhaltige Energieversorgung investiert werden.“
       
       2 Oct 2012
       
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