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       # taz.de -- Obama vor UNO: Iran heftig attackiert
       
       > Eine Mahnung in Richtung Ahmadinedschad: Barack Obama nutzt seine Rede
       > vor der UN-Vollversammlung auch, um im Wahlkampf Stärke zu zeigen.
       
   IMG Bild: Nicht ganz der strahlende Wahlkämpfer: Barack Obama nach seiner Rede vor der UN.
       
       NEW YORK rtr | US-Präsident Barack Obama hat vor der Weltgemeinschaft den
       Iran gewarnt, im Atomstreit weiter auf Zeit zu spielen. Noch sei Zeit für
       eine diplomatische Lösung, doch diese sei „nicht unbegrenzt“, sagte der
       Friedensnobelpreisträger am Dienstag in seiner Rede vor der alljährlichen
       UN-Vollversammlung.
       
       „Die Vereinigten Staaten werden tun, was getan werden muss, um den Iran
       daran zu hindern, an eine Atomwaffe zu gelangen.“ Ein nuklear bewaffneter
       Iran sei eine Herausforderung, die nicht kontrolliert werden könne. „Es
       würde eine Vernichtung Israels drohen, die Sicherheit der Golfnationen wäre
       gefährdet, ebenso wie die Stabilität der Weltwirtschaft.“
       
       Gleichzeitig rief Obama die Vertreter aus fast 200 Nationen dazu auf, sich
       gemeinsam gegen die Welle der anti-amerikanischen Gewalt in vielen
       muslimischen Ländern nach Veröffentlichung des Mohammed-Schmähfilms zu
       stemmen. „Diese Angriffe in den letzten beiden Wochen sind nicht nur ein
       Übergriff auf Amerika. Sie greifen auch genau die Ideale an, auf denen die
       Vereinten Nationen gegründet wurden.“ Sinnlose Gewalt und die Tötung von
       Unschuldigen könne durch nichts entschuldigt werden.
       
       In zahlreichen Ländern war es zu gewalttätigen Protesten wegen des in den
       USA entstandenen Videos gekommen, in dem der Prophet Mohammed verunglimpft
       wird. In den USA sorgte vor allem die Tötung des US-Botschafters in Libyen
       für Entsetzen. Er und drei seiner Mitarbeiter kamen ums Leben, als ein
       wütender Mob in Bengasi das US-Konsulat stürmte. Hinzu kamen beinahe
       täglich neue Bilder von wütende Muslimen, die eine amerikanische Flagge
       verbrannten.
       
       ## Auch eine innenpolitische Rede
       
       Für Obama kommen solche Ereignisse zu einer ungünstigen Zeit, befindet er
       sich doch mitten im Kampf um seine Wiederwahl. Ausgerechnet die
       Außenpolitik sollte dank der Tötung von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden und
       der Beendigung des Irak-Kriegs in einem von Wirtschaftskrise und
       Arbeitslosigkeit dominierten Wahlkampf einer der Trümpfe sein, mit denen
       sich der Präsident positiv von seinem Herausforderer Mitt Romney abheben
       konnte. Doch nun sieht sich Obama mit Vorwürfen konfrontiert, er habe die
       USA in der Welt geschwächt.
       
       Obama nutzte denn auch das Podium vor den Vereinten Nationen als
       Gelegenheit für einen Wahlkampfauftritt. Der Präsident setzte sich als
       energischer Verfechter der Interessen Amerikas in der Welt in Szene.
       Wirklich Neues gab es im Vergleich zu den bisherigen Positionen seiner
       Regierung aber nicht zu hören.
       
       Obama forderte abermals ein Ende der Herrschaft von Syriens Präsident
       Baschar al-Assad, der seit 18 Monaten versucht, einen Volksaufstand
       niederzuschlagen. Und er rief zu neuen Friedensgesprächen zwischen Israelis
       und Palästinensern auf. Eine inhaltliche Klammer bildete der Iran, dessen
       Regierung er vorwarf, in Damaskus „einen Diktator aufzurichten“. Außerdem
       müssten diejenigen, die den Holocaust leugneten oder Israel das
       Existenzrecht absprachen, „zurückgelassen werden“, sagte Obama – und meinte
       damit offensichtlich Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad.
       
       Es war ein scharfer Ton, den Obama sechs Wochen vor der
       Präsidentschaftswahl anschlug – schließlich ist der Ausgang des Urnengangs
       völlig offen. Da half es auch nichts, das UN-Generalsekretär Ban Ki Moon
       kurz zuvor angesichts des jüngsten Säbelgerassels zwischen den USA, Israel
       und dem Iran zur Mäßigung aufrief.
       
       26 Sep 2012
       
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