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       # taz.de -- Kopfgeld auf Mohammedvideo-Macher: Taliban sollen es richten
       
       > 100.000 Dollar Kopfgeld: Der pakistanische Eisenbahnminister ruft zur
       > Jagd auf den Mohammedvideo-Produzenten auf. Seine Regierung distanziert
       > sich.
       
   IMG Bild: Zum Mord aufzurufen ist eine Straftat, aber es gebe keinen anderen Weg, sagt Pakistans Eisenbahnminister.
       
       ISLAMABAD/BERLIN dpa | Ein Mitglied der pakistanischen Regierung hat
       100.000 Dollar Kopfgeld auf den Macher des in den USA produzierten
       Mohammed-Schmähvideos ausgesetzt.
       
       Wie die pakistanische Zeitung Dawn am Samstag online berichtete, versprach
       Eisenbahnminister Ghulam Ahmad Bilour demjenigen das Geld, der den
       Verantwortlichen des Videos umbringt. Er rief die radikalislamischen
       Taliban und die Terrororganisation Al-Kaida auf, ihn bei seinem Vorhaben zu
       unterstützen.
       
       Ihm sei klar, dass es eine Straftat sei, Menschen zum Mord aufzurufen,
       sagte der Minister dem Bericht zufolge. Es gebe aber keinen anderen Weg,
       „Gotteslästerern“ Furcht einzuflößen. Die pakistanische Regierung und
       Bilours Partei ANP distanzierten sich von den Äußerungen. Der Minister habe
       lediglich seine persönliche Meinung geäußert, erklärten Sprecher der
       britischen BBC.
       
       Produzent des Schmähvideos, in dem der Prophet Mohammed verunglimpft wird,
       soll ein in den USA lebender koptischer Christ und Islamhasser sein. Seit
       eineinhalb Wochen kommt es in vielen islamischen Ländern wegen des Videos
       zu teils gewaltsamen antiwestlichen Demonstrationen. Zusätzlich sorgte der
       Abdruck von neuen Mohammed-Karikaturen in einem französischen
       Satire-Magazin für Empörung.
       
       ## Westerwelle gegen Karikaturen
       
       Bundesaußenminister Guido Westerwelle sprach sich gegen die
       Veröffentlichung solcher Karikaturen aus. Zur Freiheit gehöre immer auch
       Verantwortung, sagte der FDP-Politiker der Welt am Sonntag. „Manchmal
       lautet die Frage nicht, ob man etwas tun darf. Sondern ob man etwas tun
       sollte.“
       
       Meinungsfreiheit umfasse nicht das Recht, Andersgläubige oder
       Andersdenkende zu beleidigen und damit absichtsvoll den öffentlichen
       Frieden zu stören. „Das gilt übrigens nicht nur für die unerträgliche
       Darstellung des Propheten als Kinderschänder, sondern auch für den Umgang
       mit Jahwe oder Jesus Christus“, sagte Westerwelle.
       
       Er schloss nicht aus, dass die anhaltenden gewaltsamen Massenproteste in
       der islamischen Welt gegen die Beleidigung des Propheten Mohammed ein Fall
       für den UN-Sicherheitsrat werden. „Das kommt darauf an, ob die Lage weiter
       eskaliert“, sagte Westerwelle.
       
       ## Proteste in Deutschland friedlich
       
       In Deutschland gingen am Samstag den zweiten Tag in Folge Muslime gegen die
       Verunglimpfung des Propheten auf die Straße, in Dortmund 1.500 Menschen. In
       Karlsruhe startete ein Protestzug mit zunächst 200 Teilnehmern. Die
       Kundgebungen verliefen friedlich.
       
       In Pakistan, wo bei gewaltsamen Protesten nach den Freitagsgebeten
       mindestens 23 Menschen ums Leben gekommen waren, herrschte am Samstag
       erhöhte Alarmbereitschaft. In Bangladesch rief eine Allianz von zwölf
       islamischen Parteien für Sonntag zu einem landesweiten Generalstreik auf.
       
       23 Sep 2012
       
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   DIR Schwerpunkt Afghanistan
       
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