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       # taz.de -- Schalker Fußballprofi Christian Fuchs: Der offensive Scheinroutinier
       
       > Christian Fuchs hat sich zum Wortführer in Schalkes Abwehr entwickelt.
       > Der 26-Jährige ist einer der besten Linksverteidiger der Liga.
       
   IMG Bild: Hat sich in den letzten Jahren prächtig entwickelt: der Schalker Christian Fuchs.
       
       GELSENKIRCHEN taz | Die Ironie ist nicht zu überhören, als Christian Fuchs
       sich „alter Haudegen“ nennt. Schließlich ist der Innenverteidiger vom FC
       Schalke 04 erst 26 Jahre alt. Er befindet sich inmitten jener Lebensphase,
       die gemeinhin als bestes Fußballeralter bezeichnet wird. Seine
       internationalen Erfahrungen beschränken sich auf elf Europapokal-Partien
       mit dem FC Schalke und 49 Länderspiele für Österreich.
       
       Und dennoch wird Fuchs im Gegensatz zu deutlich älteren Spielern wie Franck
       Ribéry, Klaas-Jan Huntelaar oder Philipp Lahm mitunter als Routinier
       wahrgenommen. „Das ist Wahnsinn“, sagt er. Er kann sich das auch nicht so
       richtig erklären. Ein Grund könnte sein, dass die Kollegen in der Schalker
       Abwehr noch ein Stück jünger sind, dass er ein Wortführer in der
       königsblauen Defensive ist.
       
       Der Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft ist auf einem Niveau
       angekommen, das viele Experten ihm vor drei Jahren niemals zugetraut
       hätten. „Es ist schön, das immer wieder zu hören und den Kritikern das
       Gegenteil zu beweisen“, sagt er jetzt, wo die Skeptiker verstummt sind. Der
       „Fuchser“, wie seine Mitspieler ihn nennen, ist zu einem der besten
       Linksverteidiger der Bundesliga avanciert.
       
       An diesem Samstag, wenn die Schalker gegen den FC Bayern spielen, steht er
       mal wieder vor der schönen Herausforderung, Arjen Robben zu stoppen. Und
       wenn der Holländer nicht spielen darf, muss er eben Thomas Müller den Nerv
       rauben, was ihm jüngst im Länderspiel Österreichs gegen Deutschland
       ziemlich gut gelungen ist.
       
       ## Eher schweigsame Viererkette
       
       In der eher schweigsamen Schalker Viererkette ist Fuchs neben Atsuto
       Uchida, Joel Matip und Kyriakos Papadopoulos der Anführer, zumindest wenn
       Benedikt Höwedes (wie in den ersten drei Bundesligaspielen) auf der Bank
       sitzt. „Ich bin so ein Typ, der versucht, die Mannschaft zu pushen, und
       kein Problem damit hat, den Mund aufzumachen, auch wenn das dem einen oder
       anderen vielleicht mal nicht passt“, charakterisiert er sich selbst.
       
       Im vorigen Herbst hat sogar Alex Ferguson, der Manager von Manchester
       United, überlegt, ob der Schalker in sein edles Ensemble passen könnte.
       Daraus wurde nichts, aber in dieser Woche durfte Fuchs auch mit Schalke
       erstmals in der Champions League spielen. „Genau da wollte ich immer
       hinkommen“, sagt er. Es war ein langer Weg.
       
       Denn der Freund harter Gitarrenmusik ist kein Überflieger.„Meine Karriere
       war von Anfang an in einem ruhigen Tempo geplant“, sagt er. „Mein Berater
       und ich haben mein Potenzial sehr realistisch eingeschätzt, und es war
       klar, dass das nicht alles auf einmal geht.“
       
       Mit 22 kam er vom SV Mattersburg zum VfL Bochum, wo er zwar viele Spiele,
       aber auch viele Fehler gemacht hat. 2010 wechselte Fuchs zu Mainz 05 und
       traf jenen Mann, der den durchschnittlichen Fußballer in einen Topspieler
       verwandelte. „Thomas Tuchel ist einfach ein Fußballverrückter, er will
       jeden einzelnen Spieler weiterbringen, und er kann das auch“, sagt Fuchs,
       „er formt Spieler, und ich bin ein Beispiel dafür.“
       
       ## Sicheres Passspiel
       
       Gelegentlich passieren dem gebürtigen Niederösterreicher zwar immer noch
       haarsträubende Fehler im Spielaufbau, aber sein Passspiel ist im Vergleich
       zu Bochumer Zeiten erheblich sicherer geworden. „Ich lasse mich auch nicht
       verbiegen, es wird so bleiben, dass ich meine Stärken in der Offensive
       habe“, sagt er.
       
       In der vorigen Saison ist er an 16 Pflichtspieltoren direkt beteiligt
       gewesen, es gibt keinen Außenverteidiger in der Bundesliga, der noch mehr
       Gefahr im gegnerischen Strafräumen verbreitet. Und der Status von Fuchs im
       Schalker Team ist ein sicheres Indiz dafür, dass der ehemalige
       Defensivprediger Huub Stevens auch nach dem Weggang von Raúl weiter auf
       Angriffsfußball setzt.
       
       Statt in der Sommerpause eine Strategie einzuüben, die von wirksameren
       Sicherheitsmechanismen geprägt ist, setzt Schalkes Trainer auf die
       Offensivkraft seines Kaders. „Wir haben schon wieder in jedem Spiel
       mindestens zwei Tore geschossen“, sagt Fuchs. Noch häufiger getroffen haben
       allerdings die Bayern, es könnte also eine ziemlich torreiche Angelegenheit
       werden am Samstagnachmittag.
       
       22 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Daniel Theweleit
       
       ## TAGS
       
   DIR VfL Bochum
       
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