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       # taz.de -- Waffenschmuggel nach Mexiko: Argloser US-Justizminister
       
       > Operation „Fast & Furious“ ging nach hinten los. Waffen wurden an
       > Drogenbosse verkauft, die Spur verlor sich. Der zuständige Minister
       > wusste von nichts.
       
   IMG Bild: Über jeden Verdacht erhaben: US-Justizminister Eric Holder.
       
       BERLIN taz | Eineinhalb Jahre nach Bekanntwerden des Skandals um eine
       misslungene US-Operation gegen den Waffenschmuggel nach Mexiko hat die
       interne Untersuchungskommission des Justizministeriums jetzt ihren Bericht
       veröffentlicht. Auf den 471 Seiten wird Justizminister Eric Holder vom
       Vorwurf entlastet, von der Aktion gewusst zu haben. Zwei führende Beamte,
       denen im Bericht Versagen vorgeworfen wird, reichten umgehend ihren
       Rücktritt ein.
       
       In den Jahren 2009 und 2010 hatte das ATF, eine dem Justizministerium
       unterstellte Bundespolizeibehörde, den Plan verfolgt, Waffenkäufe durch
       mutmaßliche Strohmänner der mexikanischen Drogenkartelle in den USA
       zuzulassen. So wollten sie sich an die Fersen der Käufer und der Waffen
       heften und den Schmuggelwegen und Hintermännern auf die Spur zu kommen.
       
       Das Unternehmen unter dem Namen „Fast & Furious“ scheiterte komplett, die
       Spur der rund 2.000 verkauften Schusswaffen verlor sich – bis einige davon
       an Tatorten in Mexiko und den USA wieder auftauchten. Im Dezember 2010 kam
       der US-Grenzbeamte Brian Terry bei einer Schießerei ums Leben, am Tatort
       wurden zwei Waffen aus der „Fast & Furious“-Tranche gefunden.
       
       Schon seit Langem verlangt die mexikanische Regierung von den USA eine
       striktere Kontrolle der Waffenverkäufe, vor allem in den angrenzenden
       US-Bundesstaaten Kalifornien, New Mexico, Arizona und Texas, und die
       dortige Waffenlobby fürchtet neue, strengere Gesetze.
       
       ## National Rifle Organisation streut Gerüchte
       
       Nach Bekanntwerden der blutig gescheiterten ATF-Operation streute die
       National Rifle Organisation die Meinung, Justizminister Eric Holder
       persönlich habe womöglich die Operation und deren Scheitern angeordnet, um
       ein Argument für die Einführung strengerer Gesetze zu schaffen. Diese
       Sichtweise wurde von der republikanischen Opposition im Kongress
       aufgegriffen, Holder wurde stundenlang im Justizausschuss befragt und
       schließlich mit einer Strafandrohung belegt, weil sein Ministerium
       bestimmte Dokumente über die Aktion nicht freigeben wollte.
       
       Der Bericht der internen Untersuchungskommission spricht Holder persönlich
       von jedem Mitwissen frei und untermauert auch nicht die These, „Fast &
       Furious“ sei absichtsvoll gescheitert. Allerdings benennt er eine ganze
       Reihe von polizeilichen Fehlern und Abstimmungsversäumnissen und die
       jeweils dafür Verantwortlichen.
       
       Holder selbst kündigte an, den Vorwürfen disziplinarrechtliche Schritte
       folgen zu lassen. Damit gibt sich die Opposition allerdings nicht
       zufrieden. Holder habe viel früher handeln können, sagen republikanische
       Abgeordnete. Und es sei doch bemerkenswert, wie auffällig der Bericht
       Holder ausspare, hieß es.
       
       20 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernd Pickert
       
       ## TAGS
       
   DIR Mexiko
       
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