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       # taz.de -- ZDF-Doku über Berliner Piratenfraktion: Irgendwann wird man eingeschult
       
       > Das ZDF hat 3 Abgeordnete der Piratenpartei ein Jahr lang im Berliner
       > Abgeordnetenhaus begleitet. Entstanden ist eine sehenswerte
       > Dokumentation.
       
   IMG Bild: Die MdAs Lauer (li.) und Delius bei der Arbeit: am Berliner Großflughafen.
       
       „Das sind erwachsene Kinder, weil sie eine kindliche Neugierde haben, auch
       eine kindliche Unvoreingenommenheit“, sagt Peter Altmaier, heute
       Bundesumweltminister und ehemals CDU/CSU-Fraktionsgeschäftsführer im
       Bundestag. „Das unterscheidet sie von den Grünen, die viel stärker
       ideologisch geprägt waren.“
       
       Der parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen im Bundestag Volker Beck
       wirkt etwas genervt, vor allem aber enttäuscht von dem, was die Piraten
       bislang bewegt haben: „Irgendwann wird man eingeschult und dann muss man
       Leistungen bringen.“
       
       Als nach der Berlin-Wahl im September 2011 erstmals 15 Piraten als
       Abgeordnete in das Abgeordnetenhaus einzogen, war das Medieninteresse
       riesig. Talkshows und TV-Teams begleiteten die von ihrem eigenen Erfolg
       überwältigten in den ersten Wochen. Unter den Neuabgeordneten: Martin
       Delius, Simon Kowalewski und Christopher Lauer.
       
       Zwei ZDF-Reporter haben sie in ihrem ersten Jahr begleitet – im Parlament,
       zu Parteitagen und immer wieder zwischendurch. Auch ihre politischen
       Widersacher kommen zu Wort. Heute Abend wird die Dokumentation „Alles
       liquid!?“ auf dem Nischenkanal ZDFinfo ausgestrahlt.
       
       ## Privileg der Jugend
       
       Die Aufmerksamkeitswelle ebbte schnell ab. Die Fernsehteams? Nun so selten
       wie sonst im Abgeordnetenhaus. Doch Piraten sitzen mittlerweile in vier
       Landtagen. Kämpfen nicht nur mit ihren parlamentarischen Widersachern –
       sondern auch mit dem Erlernen von politischen und Verwaltungsabläufen. Und
       sind trotzdem noch anders.
       
       „Ein bisschen beneide ich die Piraten auch, sie können sich mit dem
       beschäftigen, was ihnen persönlich wichtig ist, was ihnen Spaß macht“, sagt
       Thomas Oppermann, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion im
       Bundestag mit einem iPad in der Hand in die Kamera. Anders als bei einer
       Volkspartei. Er könne sich seine Themen nicht aussuchen. „Das ist ein
       Privileg ihrer Jugend“, meint Oppermann.
       
       Die Nahaufnahmen in das Seelenleben der Neupolitiker vermitteln ein Gefühl
       dafür, wie Menschen, die Politik machen wollten, auch von dieser selbst
       verändert werden. Eine musikalische Untermalung des Films ist der Song „Sad
       Robot“ des Elektronikduos Pornophonique. Vom Pathos des Pirateneinzugs,
       stets begleitet von verlegenem Lächeln und Witzeln angesichts des immensen
       Interesses bis zu den eher einsamen Arbeitssitzungsstunden heutiger
       Fraktionssitzungen haben sich einige der Abgeordneten weit entfernt. Sie
       sind ernst, reflektiert. Wie viele Berufspolitiker, sobald die Kameras aus
       und die Zuschauer bei Veranstaltungen fort sind.
       
       „Die Piraten können sich genauso gut auch selbst aufreiben und ziellos
       werden“, mahnt der Berliner Abgeordnetenhauspirat Martin Delius in die
       Kamera. Die beiden ZDF-Reporter Carsten Behrendt und Kay Meseberg sind den
       Piratenabgeordneten wohl so nahe gekommen, wie es mit Mitteln des
       Fernsehens möglich ist.
       
       „Alles liquid!?“, 45 min, Dienstagnacht, 0.20 Uhr, ZDFinfo
       
       18 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Falk Lüke
       
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