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       # taz.de -- Kommentar Hassvideo: Was den Anständigen bleibt
       
       > Die Rechtsaußen von Pro Deutschland wollen die Hassspirale weiter drehen.
       > Die Bürgergesellschaft muss ihnen zeigen, dass sie nur ein „lächerlicher
       > Haufen“ sind.
       
       Die rechten Hetzer von „Pro Deutschland“ probieren es mal wieder mit einer
       Provokation. Sie wollen ausgerechnet den Videofilm zeigen, der in einem
       Dutzend Ländern zu Protesten geführt hat. Und den koranverbrennenden
       US-Prediger Terry Jones nach Berlin einladen.
       
       Einen Bücherverbrenner nach Berlin holen – eines muss man den „Pro
       Deutschland“-Leuten lassen: Sie verstehen sich auf Propaganda ohne
       Rücksicht auf Verluste.
       
       Wie es aussieht, wird die Bundesregierung den sich als Christen
       bezeichnenden Hassprediger Jones nicht einreisen lassen. Und es gibt im
       Strafgesetzbuch den Paragrafen 166, der die Beschimpfung von Religiösem
       verbietet, wenn sie „geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören“.
       
       Das dürfte nach ein paar Toten und verwüsteten Botschaften bei dem
       Mohammed-Schmähfilm wohl der Fall sein.
       
       Trotzdem sollte dieser gesetzliche Weg nicht beschritten werden. „Pro
       Deutschland“ mag noch so eine Deppen-Vereinigung sein, sie genießen die
       Meinungsfreiheit dieser Gesellschaft, auch wenn sie sie verändern wollen.
       
       Und sie würden ein Gerichtsverfahren nutzen, sich als aufrechte Kämpfer für
       das bedrohte Abendland zu stilisieren.
       
       Auch die Bürgergesellschaft steckt in einem Dilemma: Sie kann solche
       Brandstifter nicht totschweigen, wenn sie geschickt sind und den richtigen
       Moment abpassen.
       
       Es gibt nun einmal genug Menschen in islamischen Ländern, die Deutschland
       und die USA in dieser Sache genau beobachten und auf jede Bewegung
       reagieren. Hetzer können also die als christlich betrachteten
       Gesellschaften in Geiselhaft nehmen. Genau deshalb wurde das Muslimvideo ja
       wohl auch produziert.
       
       Was bleibt den Anständigen? Sie können sich empören, sie können zu der
       Vorführung kommen. Sie können dem Ausland zeigen, was die „Pro
       Deutschland“-Leute für ein lächerlicher Haufen sind.
       
       Das ist zwar ärgerliche Arbeit, die einem da aufgedrückt wird. Aber es ist
       besser als Verbote oder das „Pro Deutschland“-Büro zu verwüsten.
       
       16 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reiner Metzger
       
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