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       # taz.de -- Was kostet die Währungskrise?: 300 Milliarden Euro
       
       > Wer bekommt und wer zahlt wieviel in der Eurokrise? Die Bewältigung der
       > Krisensituation ist jedenfalls billiger als die Wiedervereinigung.
       
   IMG Bild: Was kostet die Krise? Viele in Europa rechnen nach.
       
       BERLIN taz | Sobald es um das Thema Euro geht, schwirren Milliardensummen
       durch die Luft. So war es auch jetzt wieder beim Urteil des
       Bundesverfassungsgerichts. Die Richter legten fest, dass Deutschland beim
       Rettungsschirm ESM mit nur maximal 190 Milliarden Euro haften darf. Danach
       muss wieder der Bundestag gefragt werden.
       
       190 Milliarden Euro! Vielen Bundesbürgern wird bei dieser Summe ganz
       schummrig. Zumal dies ja noch längst nicht alles ist. Griechenland hat
       schon einen Schuldenschnitt von rund 100 Milliarden Euro erhalten, die
       Europäische Zentralbank hat Staatsanleihen im Wert von 211 Milliarden Euro
       aufgekauft – und aus dem vorläufigen Rettungsschirm EFSF wurden auch schon
       Hilfskredite von mehr als 250 Milliarden Euro ausgezahlt.
       
       Die Milliardenverpflichtungen scheinen sich zu vermehren wie Mücken im
       Sommer. Bei vielen Bürgern lässt dies ein Gefühl der Hilflosigkeit zurück.
       Sie haben die Angst, dass der Euro außer Kontrolle gerät – und damit ihr
       eigenes Leben. Denn jeder verdient und spart in Euro.
       
       Deswegen ist es vielleicht hilfreich, die Milliardensummen einmal anders zu
       berechnen – nämlich vom Ende her, statt immer die gerade beschlossenen
       Einzelmaßnahmen zu addieren. Die Frage ist: Kann man abschätzen, wie teuer
       die Eurokrise wahrscheinlich wird? Denn bisher ging es ja vor allem um
       Kredite und Garantien, die erst einmal gar nichts kosten. Es schwirren zwar
       Milliardensummen umher, aber noch sind sie meist virtuell.
       
       ## Land für Land auf der Rechentafel
       
       Um den wahrscheinlichen Schaden abzuschätzen, muss man die einzelnen Länder
       durchgehen. Um bei Griechenland zu beginnen: Es ist klar, dass das Land
       seine Schulden niemals zurückzahlen kann. Wahrscheinlich wird man den
       Griechen weitere 150 Milliarden Euro erlassen müssen. Auch die Portugiesen
       dürften irgendwann einen Schuldenschnitt benötigen, was ungefähr 50
       Milliarden kosten dürfte. Bei Irland ist unklar, ob sie sich durchwursteln
       können.
       
       Aber das war es auch schon. Italien und Spanien können ihre Schulden
       bedienen, wenn die Zinsen nicht bei astronomischen 7 Prozent für 10-jährige
       Kredite liegen. Die Kosten liegen also bei null, wenn die Europäische
       Zentralbank eingreift und die Renditen drückt.
       
       Kurz: Der wahrscheinliche Schaden aus der Eurokrise dürfte 300 Milliarden
       nicht übersteigen. Das klingt viel. Ist es aber nicht. Allein die deutsche
       Wiedervereinigung hat über eine Billion Euro gekostet. Und diese Summe
       musste Deutschland allein aufbringen, ohne europäische Partner.
       
       13 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ulrike Herrmann
       
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