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       # taz.de -- Homosexueller Bundesligaprofi spricht: Schwulenfeindliche Pornodeppen?
       
       > Ein Bundesligaprofi sagt: Ich bin schwul. Er bleibt anonym. Warum tut
       > kaum einer aus dem Profifußball etwas, um ihm seine Angst zu nehmen?
       
   IMG Bild: Ball rund, Spieler schwul. Na und?
       
       BERLIN taz | Ein schwuler Bundesligaprofi hat gesprochen – anonym. Auf der
       [1][Website] [2][fluter], dem Internetauftritt eines Jugendmagazins der
       Bundeszentrale für politische Bildung, spricht er über seinen klandestinen
       Alltag in der Liga. Erstaunliches sagt der junge Mann da – zum Beispiel,
       dass in der Mannschaft, „eigentlich jeder Bescheid wissen müsste“. Oder:
       „Ich kenne keinen Spieler in der ganzen Liga, der damit ein Problem hat.“
       
       Hört, hört! Die Welt des Profifußballs kommt ganz aufgeklärt daher in den
       Schilderungen des Fußballers. Zwar „sind einige Situationen wie das Duschen
       am Anfang für beide Seiten unangenehm“, sonst scheint irgendwie alles okay
       zu sein. Von einem Outing ist der Fußballer dennoch weit entfernt. Er hat
       Angst vor den Folgen, vor den Reaktionen in den Medien und vor allem vor
       den Fans. „Ich wäre nicht mehr sicher“, glaubt er.
       
       Aber warum tut kaum einer aus der Welt des Profifußballs etwas, um dem Mann
       seine Angst zu nehmen? Als Theo Zwanziger noch DFB-Präsident war, hat er
       mal gesagt, er würde alles in seiner Macht Stehende tun, um einem Fußballer
       nach einem Outing beizustehen. Und sonst?
       
       ## Schmähgesänge gewiss
       
       Profis und Manager raten schwulen Kollegen und Angestellten regelmäßig,
       bloß die Klappe zu halten. Philipp Lahm, der Kapitän der
       Nationalmannschaft, macht das in seinem Buch „Der feine Unterschied“, in
       dem ein Kapitel mit den Satz: „Ich bin nicht schwul“ beginnt. Wenn einer
       sich oute, sei er sicher „Schmähgesängen“ ausgeliefert, hat Lahm später
       noch gesagt.
       
       Was halten die Profis und Manager eigentlich von ihrer Kundschaft? Glauben
       sie wirklich, dass da ausschließlich Vollidioten in den Kurven stehen, die
       nur darauf warten, sich mit gewetzten Messern vor einem Spieler aufzubauen,
       der sich geoutet hat? Meinen sie, dass sich nur schwulenfeindliche
       Pornodeppen in den Stadien rumtreiben, die sich für nichts anderes
       interessieren als für das, was ein schwuler Fußballer mit „seinem Partner
       unter der Bettdecke anstellt“? „Alle würden das wohl gerne rausfinden“,
       befürchtet der schwule Profi im fluter-Interview. Auch er hat das Bild von
       der miesen Kurvenbelegschaft wohl verinnerlicht.
       
       Aber wenn die Akteure im Profifußball so schlecht von den Menschen denken,
       von denen sie leben, warum tun sie dann so wenig dagegen, sondern nehmen
       achselzuckend hin, dass die Welt des Fußballs eben anders, archaisch und,
       ja, schlecht ist.
       
       Heil ist die Kurvenwelt nicht. Auch am kommenden Spieltag wird wieder
       jemand „schwule Sau“ schreien, wenn ihm die Fresse eines Spielers der
       gegnerischen Mannschaft nicht gefällt, und wenn Stuttgarts Trainer Bruno
       Labbadia sich auf die Bank setzt, wird vielleicht wieder das bekannte,
       dumpfwitzige „Schwuler-Labbadia-Lied“ gesungen. Kein Stadionsprecher wird
       gegen derartige Sprechchöre angehen. Kein Funktionär wird sich
       entschuldigen. Das eigentlich Miese an der fiesen Fußballwelt ist, dass
       ihre Protagonisten sie akzeptieren, wie sie ist. Kein Wunder, dass sich da
       kein schwuler Spieler outet.
       
       12 Sep 2012
       
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   DIR Andreas Rüttenauer
       
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