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       # taz.de -- Liste bedrohter Arten: Alarmstufe Rot für Rhino & Co
       
       > Naturschützer legen eine Liste mit 100 bedrohten Tieren und Pflanzen vor.
       > Viele dürften das Ende des Jahrhunderts nur noch in Zoos erleben.
       
   IMG Bild: Der Araripe-Helmpipra (nennen wir ihn Rotkäppchen) steht auch auf der Liste.
       
       CHEJU/BERLIN taz | Das Tarzan-Chamäleon, der Kalifornische Schweinswal oder
       das Zwergfaultier stehen kurz vor dem Aussterben. Das zeigt eine neue Liste
       mit den hundert am stärksten bedrohten Arten, die die Weltnaturschutzunion
       (IUCN) am Dienstag auf der südkoreanischen Insel Cheju veröffentlicht hat.
       
       Hier haben 8.000 Wissenschaftler in den vergangenen Tagen über die drohende
       Ausrottung von Flora und Fauna diskutiert. Die IUCN ist das weltweit größte
       Netzwerk staatlicher und nichtstaatlicher Umweltorganisationen.
       
       „Alle aufgelisteten Spezies sind einzigartig und nicht zu ersetzen. Wenn
       sie verschwinden, kann sie kein Geld mehr wiederbringen“, sagte Ellen
       Butcher von der Londoner Zoologischen Gesellschaft, Mitverfasserin der
       Liste. Damit die Tiere und Pflanzen überleben könnten, müsse die
       Gesellschaft anerkennen, dass die Arten ein moralisches „Recht auf Leben“
       hätten, sagte Butcher.
       
       Zwergfaultiere sind ausschließlich auf einer kleinen Insel vor der Küste
       Panamas beheimatet. Es gibt nur noch wenige Tausend, ihr Bestand ist durch
       den Menschen stark bedroht. Sie wurden erstmals im Jahr 2001 beschrieben.
       Erst vor zwei Jahren entdeckten Forscher eine neue Chamäleonart, die sie
       nach dem Dschungelhelden Tarzan benannten. Die letzten dieser grünlichen
       Tiere leben in den Regenwäldern Madagaskars.
       
       Auf der Liste der am stärksten vom Aussterben bedrohten Arten stehen auch
       das Saola-Wildrind, der Zagros-Molch und das Sumatra-Rhinozeros, der in
       Südafrika vorkommende Kap-Gespenstfrosch und die Meerengel, eine Haiart.
       
       ## Es geht nicht nur um Tiere
       
       Der IUCN-Bericht mit dem Titel „Unbezahlbar oder wertlos?“ verzeichnet
       nicht nur Tierarten – auch viele Pflanzen und Pilze könnten bald
       ausgerottet sein. So wächst der Pilz Cryptomyces maximus nur noch in einem
       kleinen Gebiet im britischen Wales.
       
       Für die Umweltstiftung WWF (World Wide Fund for Nature) sind die Zerstörung
       von Lebensraum, Klimawandel und Wilderei die Ursachen des Artensterbens.
       Viele der bedrohten Tiere dürften das Ende des Jahrhunderts, wenn
       überhaupt, nur noch in Zoos erleben, sagte WWF-Experte Volker Homes.
       Tatsächlich gebe es noch viel mehr bedrohte Lebewesen. Die IUCN-Liste sei
       nur „symptomatisch für das globale, menschenverursachte Massenaussterben,
       das derzeit auf der Erde wütet“. Studien gingen davon aus, dass die
       Aussterberate durch den Menschen um den Faktor 100 bis 1.000 über dem
       natürlichen Wert liegt.
       
       Immerhin: Die IUCN hat vielfach noch Hoffnung, das Artensterben verhindern
       zu können. In der Vergangenheit seien auch das Przewalski-Pferd oder der
       Buckelwal durch gezielte Aktionen gerettet worden.
       
       11 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Kai Schönerberg
       
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