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       # taz.de -- Krise in Griechenland: Keine Einigung zum Sparpaket
       
       > Die Athener Koalitionäre ringen noch um einen Kompromiss. Die
       > Kontrolleure der Troika lehnen gleichzeitig Alternativen zum Sparprogramm
       > ab.
       
   IMG Bild: Protestierende in Athen haben ihre ganz eigene Meinung zum Sparpaket und der Troika.
       
       ATHEN dapd | Die Spitzen der griechischen Regierungskoalition haben am
       Sonntagabend keine Einigung über das von der Troika geforderte Sparpaket
       erzielt.
       
       Während Ministerpräsident Antonis Samaras für Kürzungen bei Gehältern und
       Renten in Höhe von 11,5 Milliarden Euro in den kommenden zwei Jahren warb,
       forderten der Vorsitzende der Sozialistischen Partei, Evangelos Venizelos,
       und Fotis Kouvelis von der Demokratischen Linken mehr Zeit zur Umsetzung
       der Sparpläne.
       
       Die Vertreter der drei griechischen Koalitionsparteien vertagten ihre
       Gespräche auf Mittwochabend. Aus Regierungskreisen wurde unterdessen
       bekannt, dass die Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB)
       und Internationalem Währungsfonds (IWF) mit Teilen der Sparmaßnahmen nicht
       zufrieden sei.
       
       „Die Gespräche brachten kein Ergebnis. Es gibt keine endgültige
       Entscheidung über das Paket (...) Wir müssen die wirtschaftlich Schwachen
       schützen“, sagte Kouvelis, der das Treffen der griechischen Parteispitzen
       als erster verließ, zu wartenden Reportern.
       
       „Wir können die Geduld (des Volkes) nicht überstrapazieren. Es gibt einige
       Maßnahmen, auf die wir uns nicht einigen können, wie pauschale
       Rentenkürzungen und Einschnitte bei der Unterstützung bei
       Arbeitsunfähigkeit“, erklärte Venizelos. Beide Politiker bestritten, dass
       die Regierungskoalition gefährdet sei.
       
       ## Vorbehalte von der Troika
       
       Die internationalen Gläubiger Griechenlands äußerten unterdessen offenbar
       Vorbehalte gegen einige Teile des griechischen Sparprogramms. Wie am
       Sonntag aus griechischen Regierungskreisen verlautete, erhoben die
       Kontrolleure der Troika Einwände gegen Alternativvorschläge der Sozialisten
       und Demokratischen Linken. Dazu zählt unter anderem die Streichung einiger
       Sparmaßnahmen angesichts erwarteter höherer Einnahmen durch die Bekämpfung
       von Steuerhinterziehung.
       
       Den Vertretern der Troika seien die Alternativvorschläge zu vage, sie
       hätten nach einem Treffen mit dem griechischen Finanzminister Yannis
       Stournaras spezifischere Maßnahmen gefordert, sagte einer seiner
       Mitarbeiter. „Es war ein gutes Treffen“, erklärte indes Poul Thomsen vom
       Internationalen Währungsfonds.
       
       Griechenland steckt bereits das fünfte Jahr in Folge in einer schweren
       Rezession. Die Volkswirtschaft ist um 20 Prozent geschrumpft und die
       Arbeitslosenquote stieg im Juni auf 24,4 Prozent. Für die Freigabe der
       nächsten Kredittranche in Höhe von 31 Milliarden Euro verlangt die Troika
       eine zügige Umsetzung des Sparpakets.
       
       Nach dem vorläufigen Scheitern der Verhandlungen mit seinen
       Koalitionspartner kommt Samaras am Montag mit Vertretern der Troika und am
       Dienstag mit EZB-Präsident Mario Draghi zu Gesprächen über das weitere
       Vorgehen zusammen.
       
       10 Sep 2012
       
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