URI: 
       # taz.de -- Kommentar Asylrecht: Deutschland abgewiesen
       
       > Zwei Pakistaner haben erfolgreich in Straßburg geklagt. Deutschland darf
       > Asylbewerber nicht abschieben mit dem Hinweis, sie müssten sich
       > systemkonform verhalten.
       
   IMG Bild: Ein paar Schuhe wird die Demo wohl kosten.
       
       Für den Umgang mit Asylbewerbern hat Deutschland ein bewährtes Rezept: Was
       sie vortragen, wird abgestritten, ihr Antrag abgelehnt. Dummerweise ist das
       nicht immer möglich: Es gibt Fälle, da ist schlechterdings nicht abzutun,
       was Flüchtlinge über ihre Verfolgung berichten.
       
       Dann greift Plan B, um trotzdem kein Asyl gewähren zu müssen: Die
       Verfolgung wird zu einem Problem des persönlichen Verhaltens umdefiniert.
       Der deutsche Staat macht damit nicht den Verfolger zum Schuldigen, sondern
       den Verfolgten. Der könnte seine Haut ja retten, wenn er sich in seiner
       Heimat nur konformistischer verhielte – so hat es das Asylbundesamt den
       beiden Pakistanern empfohlen, die nun in Straßburg erfolgreich geklagt
       haben. Zumindest in Sachen Religion zwingt das Urteil die deutschen
       Behörden jetzt, umzudenken.
       
       Die hatten ihnen nahegelegt, religiöse Praktiken nur im Stillen, in den
       eigenen vier Wänden auszuüben, um ihre Gegner in der Justiz und bei den
       Islamisten nicht zu provozieren. In anderen Fällen empfiehlt das
       Asylbundesamt, darauf zu verzichten, als Homosexueller öffentlich sichtbar
       zu sein. Oder bestimmte Regionen zu meiden, in denen eine Minderheit
       besonders wenig gelitten ist. Oder eben den Schleier anzulegen, den die
       Tugendwächter verlangen. Schon ist der Flüchtling aus dem Schneider und
       Deutschland braucht ihm keinen Schutz zu gewähren – das ist die Logik, mit
       der die Deutschen beharrlich versuchen, berechtigte Asylansprüche
       abzuwehren.
       
       Asylrecht ist dazu da, Schutz vor politischer Verfolgung zu garantieren –
       ohne sich den Beschränkungen durch Unrechtsregime oder religiöse Fanatiker
       unterwerfen zu müssen. Vielleicht begreifen auch die deutschen Behörden das
       jetzt.
       
       6 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Jacob
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Demonstration gegen Residenzpflicht: Zu Fuß von Würzburg nach Berlin
       
       Asylsuchende demonstrieren gegen die Residenzpflicht und marschieren von
       Würzburg nach Berlin. Einen kleinen Teil der Strecke haben sie bereits
       geschafft.
       
   DIR Minderheit in Pakistan: Staatlich verordnete Diskriminierung
       
       Die Minderheit der Ahmadiyya werden in Pakistan seit Jahrzehnten verfolgt.
       Nach einer Verfassungsänderung wurden sie gar zu Nicht-Muslimen erklärt.