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       # taz.de -- Mietenbündnis: "Eine unzumutbare Belastung"
       
       > Die neue soziale Ausrichtung der landeseigenen Wohnungsgesellschaften ist
       > für den Mieterverein teilweise eine Farce. Auch die Opposition übt
       > Kritik.
       
   IMG Bild: Mieter sollen künftig weniger Modernisierungskosten mittragen.
       
       Das Bild sollte Einigkeit demonstrieren. Als der Senat am Dienstag sein
       „Bündnis für bezahlbare Mieten“ beschloss, traten Stadtentwicklungssenator
       Michael Müller (SPD) und die Chefs der sechs landeseigenen
       Wohnungsbaugesellschaften zum Fototermin vor die Kameras. Einer aber
       fehlte: Ulrich Nußbaum. Bis zuletzt hatte der Finanzsenator versucht, das
       Bündnis, das den Anstieg der Mieten bei den 277.000 landeseigenen Wohnungen
       begrenzen soll, zu torpedieren.
       
       Das ist ihm nicht gelungen – auch weil sich der Regierende Bürgermeister
       Klaus Wowereit (SPD) auf die Seite seines Stadtentwicklungssenators
       geschlagen hat. Seit Dienstag steht nun also fest, dass Gesobau, Degewo,
       Gewobag, Stadt und Land, Howoge und WBM bei Modernisierungen nur noch 9
       statt bislang 11 Prozent der Kosten auf die Miete umlegen dürfen.
       
       Auch sollen die regulären Mietsteigerungen 15 Prozent in einem Zeitraum von
       vier Jahren nicht übersteigen. Bislang waren es 20 Prozent in drei Jahren.
       Mieter, deren Kaltmiete über 30 Prozent des Nettoeinkommens liegt, fallen
       unter eine Sozialklausel. „Mit dem Bündnis können wir positiv auf den
       Wohnungsmarkt einwirken“, sagte Müller.
       
       Doch nicht nur vonseiten des Finanzsenators gab es Gegenwind. Kritik kommt
       auch vom Mieterverein. „Wenn man sich die Sozialklausel genau anschaut,
       greift sie lediglich bei den ganz Armen. Da hätten wir uns mehr gewünscht“,
       sagte Reiner Wild, Chef des Berliner Mietervereins. Er nannte die Klausel
       eine „Farce“. Tatsächlich kommen nur jene Mieter in den Genuss der Kappung,
       deren Wohnung etwa bei einem Einpersonenhaushalt eine Größe von 45
       Quadratmeter nicht überschreitet. Außerdem darf das Haushaltsnettoeinkommen
       nicht höher als 12.000 Euro sein.
       
       Kritik gibt es aber auch von der Opposition. Die wohnungspolitische
       Sprecherin der Linksfraktion Katrin Lompscher nahm ebenfalls die
       Sozialklausel ins Visier: „Die Festlegung der Mietobergrenzen bei 30
       Prozent des Haushaltsnettoeinkommens ist für viele Berlinerinnen und
       Berliner eine unzumutbare Belastung“, sagte die ehemalige Umweltsenatorin.
       Ansonsten bezeichnete sie das Bündnis aber „im Grundsatz für richtig“.
       
       Nun liegt es übrigens am Finanzsenator, das Mietenbündnis umzusetzen. Seine
       Verwaltung ist für die sechs Gesellschaften zuständig.
       
       5 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Uwe Rada
       
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