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       # taz.de -- Kommentar Rente: Das war gewollt
       
       > Arbeitsministerin von der Leyen wirbt für ihre Zuschussrente. Dabei ist
       > die schlechte Alterssicherung gewollt – und nützt vor allem den
       > Versicherungen.
       
   IMG Bild: Statistisch ärmer ins Alter: Frauen werden wirtschaftlich mehrfach diskriminiert.
       
       Die Rente ist sicher – aber sicher reicht sie nicht zum Leben. Diese
       schockierende Erkenntnis müssen nicht nur Geringverdiener machen, sondern
       auch Durchschnittsverdiener mit einer soliden Erwerbsbiografie: Wer 2.500
       Euro brutto bekommt und 35 Jahre fleißig in die Rentenkasse einzahlt, kann
       am Ende zum Sozialamt gehen müssen – natürlich nur, wenn er vorher
       sämtliche Ersparnisse aufgebraucht hat.
       
       Darauf weist nun Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hin –
       um für ihr Modell einer Zuschussrente zu werben, das in der schwarz-gelben
       Koalition umstritten ist und als unnötige Sozialleistung verunglimpft wird.
       Dagegen wehrt sich von der Leyen zu Recht, aber auch sie springt zu kurz.
       Denn die Zuschussrente kann die Verwerfungen, die ein Jahrzehnt
       Rentenreformen gebracht haben, nicht ausgleichen.
       
       Es war politisch gewollt, das Renteneintrittsalter zu erhöhen und das
       Rentenniveau künftig auf 43 Prozent des durchschnittlichen Nettolohns zu
       senken. Wem das nicht reicht, der soll privat vorsorgen, zum Beispiel mit
       einer Riesterrente. Übersehen wird dabei, dass das staatlich geförderte
       Riestern vorrangig den Versicherungen nützt, die überdies den Risiken der
       Finanzmärkte ausgesetzt sind. Außerdem können sich viele Geringverdiener
       eine private Altersvorsorge schlicht nicht leisten.
       
       Diese Geringverdiener möchte nun von der Leyen, die schon für manchen
       Modernisierungsschub in der Union sorgte, mit ihrer Zuschussrente locken.
       Diese soll die Betroffenen, wenn sie riestern und andere Auflagen erfüllen,
       besserstellen als normale Sozialhilfeempfänger.
       
       Für die Betroffenen mag das besser sein als nichts – eine armutsfeste
       Altersrente sieht aber anders aus. Dazu müsste das Rentenniveau auf einen
       lebensstandardsichernden Satz angehoben und die Riesterei zurückgedrängt
       werden. Vor allem aber gilt: Nur auskömmliche Löhne ermöglichen
       auskömmliche Renten. Diese sind nur mit einem gesetzlichen Mindestlohn zu
       haben.
       
       3 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Richard Rother
       
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