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       # taz.de -- Kolumne Pressschlag: Abgeschoben nach oben
       
       > Trainer Markus Babbel kann seine altbackenen Vorstellungen vom modernen
       > Fußball in Hoffenheim nicht durchzusetzen. Ihm fehlt der Kader dazu.
       
   IMG Bild: Zu altbacken für Hoffenheims moderenen Fußball: Markus Babbel.
       
       Wieder aufstehen“, „Mund abputzen“, „Gesicht zeigen“, „klaren Kopf
       bekommen“, „Ärmel hochkrempeln“, „müssen ganz anders auftreten“. Solche
       Empfehlungen sondert Markus Babbel nach Niederlagen gerne ab. Am Samstag
       nach dem 0:4-Debakel gegen den Aufsteiger Eintracht Frankfurt entschied er
       sich für „Ärmel hochkrempeln“ und „klaren Kopf bekommen“. Nach der
       peinlichen 0:4-Pokalpleite gegen den Viertligisten BAK Berlin konstatierte
       er noch: „Man darf hinfallen, aber jetzt müssen wir wieder aufstehen.“
       
       Markus Babbel, der einst als Bayern-Verteidiger aufgrund seines modernen
       Spielverständnisses seiner Zeit durchaus voraus war, huldigt als Trainer
       dem Retrostil. Wenn es schlecht läuft, appelliert er vorzugsweise an die
       Willenskraft und das Ehrgefühl seiner Spieler. Wie anno dazumal Peter
       Neururer und Winfried Schäfer.
       
       Innovative Ambitionen hegt er keine. Im Gegenteil, sie sind ihm zuwider.
       Dieses Selbstverständnis haben Markus Babbel und sein Assistent Rainer
       Widmayer jüngst bei einem Doppelinterview zum Besten gegeben: „Wir sind
       keine Akademiker, wir sind Arbeiter.“
       
       Insofern passt der Retro-Trainer Babbel bestens nach Hoffenheim, wo man
       sich auf Geheiß von Mäzen Dietmar Hopp von hochtrabenden Zielen
       verabschiedet hat – vom Traum der Champions-League-Teilnahme etwa, die
       schon im Aufstiegsjahr in Reichweite zu liegen schien. Statt mit üppigen
       Subventionen will man nun mit redlicher Arbeit seine bescheidener
       gesteckten Ziele erreichen.
       
       ## Ansammlung von Legionären
       
       Das Problem ist nur: Hoffenheim hat einst Profis mit Visionen angezogen.
       Zeitgleich mit dem Hopp’schen Bremsmanöver gerieten diese aber außer Tritt.
       Dem Klub, der sie von nun an als kostspieliger Luxus sah, waren sie ein
       Dorn im Auge. Erst bei ihren neuen Vereinen fanden etwa Demba Ba, Vedad
       Ibesevic und Luis Gustavo wieder zu alter Stärke zurück. Sejad Salihovic
       wiederum, der den Absprung nicht geschafft hat und trotz seiner
       überdurchschnittlichen Qualitäten zum Bankspieler degradiert wurde,
       schaffte es am Samstag, mit seinen Undiszipliniertheiten jegliche
       Hoffenheimer Hoffnung zu zerstören.
       
       Er handelte sich nur vier Minuten nach seiner Einwechslung beim Stande von
       0:2 eine gelb-rote Karte ein. Ein anderer wie der 43-fache niederländische
       Nationalspieler Ryan Babel kann sich da glücklicher schätzen. Vor dem
       Transferschluss am vergangenen Freitag schob ihn Hoffenheim doch noch ab –
       an den Champions-League-Teilnehmer Ajax Amsterdam. Es scheint sich in
       Europa herumgesprochen zu haben, dass die Stars von Hoffenheim nicht so
       schlecht sind, wie sie dort aussehen.
       
       Der Kader von Hoffenheim passt noch immer nicht mit der neuen Ausrichtung
       des Vereins zusammen. Dieser grundsätzliche Fehler dürfte sich kaum über
       eine Saison hinweg korrigieren lassen. Der Mäzenklub bedient derzeit alle
       Vorurteile seiner Kritiker. Er gleicht einer Ansammlung von Legionären und
       ist weit davon entfernt, ein bodenständiges Bundesligateam zu sein, das –
       wie es der altbackene Coach Markus Babbel wohl formulieren würde –, über
       den Kampf zum Spiel finden soll.
       
       2 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Johannes Kopp
       
       ## TAGS
       
   DIR Fußball
   DIR Tim Wiese
       
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