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       # taz.de -- Piraten spielen Bundestag: „Stellt kleine Anfragen“
       
       > Die Piraten stellen sich mal vor, wie es im Bundestag so sein könnte. Da
       > wollen sie hin, haben aber keine Erfahrung. Also trifft man sich zur
       > "Unkonferenz".
       
   IMG Bild: Bunte Tische, bunte Lämpchen: So idyllisch wird es im Bundestag nicht zugehen.
       
       ESSEN dpa | Marina Weisband hat eine Gitarre in der Hand. Im
       „Unperfekthaus“ in Essen wird laut diskutiert und leise getwittert. Denn
       die Piratenpartei hat sich getroffen, um sich auf den Einzug in den
       Bundestag vorzubereiten. Ihre ehemalige politische Geschäftsführerin
       Weisband setzt sich auf ein Sofa, klimpert los und singt dazu.
       
       Die Atmosphäre ist locker bei den etwa 140 Piraten, die angesichts ihrer
       geringen Erfahrung mit der Parlamentsarbeit mal spielen wollen, was auf
       eine Bundestagsfraktion zukommen könnte. Was zahlt man einem
       wissenschaftlichen Mitarbeiter? Wie geht man mit den Medien um? Wie
       transparent ist das Verhältnis von Partei und Fraktion? Ein Trainingslager
       für künftige Abgeordnete soll das aber nicht sein.
       
       Das „Unperfekthaus“ in Essen trägt den richtigen Namen für die lose
       Zusammenkunft. Denn „Barcamps“, so nennt man diese Treffen ohne vorherigen
       Plan und Tagesordnung, werden auch als „Unkonferenzen“ bezeichnet. Ein
       „Barcamp“ ist in der Sprache derer, die überwiegend im Internet zu Hause
       sind, eine lose Zusammenkunft von Arbeitsgruppen, bei der am Anfang nicht
       feststeht, was dabei herauskommen soll. So ist es auch hier.
       
       Aber ein bisschen Strategisches fällt doch noch ab: Mit Kleinen Anfragen in
       den Landtagen wollen die Piraten den Regierungen mehr als bisher auf die
       Finger klopfen. „Ein supergeiles Mittel“, findet Mirko das. Er trägt
       Schlips, auf seinem Arm sind Sterne tätowiert. Auf der Bühne zwischen
       Technik und Kabelsalat hockt der nordrhein-westfälische Landeschef Joachim
       Paul im Schneidersitz. Der 55-Jährige kennt den Landtag schon und weiß:
       „Anfragen, ja wirklich ein geiles Mittel.“
       
       Dann ergreift ein etwa älterer Basispirat das Wort. Er will seinen Namen
       nicht verraten. Mit norddeutschem Einschlag mahnt er: „Wir müssen lernen,
       die Sprache des Wählers zu sprechen. Und nicht nur die Sprache der Medien.“
       
       Es wird fleißig alles notiert, jeder Zweite hat ein Laptop auf dem Schoß
       und noch mehr Mitglieder tippen irgendwas auf ihrem Smartphone oder wischen
       über die Oberfläche des Handys. Im „Piraten-Pad“, einer Art Notizblock im
       Internet, wird alles festgehalten. Jetzt also: „Aufruf: Stellt kleine
       Anfragen“.
       
       2 Sep 2012
       
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