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       # taz.de -- Urteil gegen Timoschenko bestätigt: „Lupenreine Justizwillkür“ in Kiew
       
       > Das Oberste Gericht bestätigt die Haftstrafe für die ukrainische
       > Politikerin Julia Timoschenko. In den Umfragen führt ihre Partei trotzdem
       > deutlich.
       
   IMG Bild: Verurteilte Politikerin: Die Ex-Premierministerin Julia Timoschenko im Gefängnis in Charkow.
       
       BERLIN taz | Das oberste ukrainische Berufungsgericht hat das Urteil gegen
       die inhaftierte, schwer erkrankte Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko
       bestätigt. Das Gericht sehe keine Grundlage für eine Berufung, sagte der
       Richter Alexander Elfimow gestern in Kiew. Vor dem Gericht protestierten
       mehrere hundert Anhänger Timoschenkos und forderten ein „Ende der
       politischen Repressionen“.
       
       Die 51-jährige Oppositionspolitikerin war im Oktober 2011 wegen
       Amtsmissbrauchs zu sieben Jahren Straflager verurteilt worden. Während
       ihrer Amtszeit als Ministerpräsidentin habe sie für die Ukraine nachteilige
       Verträge über Gaslieferungen abgeschlossen, hieß es zur Begründung.
       
       Timoschenko hat nun die Möglichkeit, ihren Fall vor den Europäischen
       Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg zu bringen. Dieser hatte sich
       bereits am Dienstag mit einer Beschwerde der Politikerin gegen die Umstände
       ihrer Untersuchungshaft und ihre Haftbedingungen befasst.
       
       Die EU reagierte „mit Bedauern“ auf die ukrainische Gerichtsentscheidung.
       Das Verfahren habe internationale Standards in Sachen Fairness, Transparenz
       und unabhängige Justiz missachtet, sagte ein Sprecher der EU-Kommission.
       
       ## Parlamentswahlen im Oktober
       
       Schärfer formulierte das der grüne Europaabgeordnete Werner Schulz. „Diese
       Entscheidung ist eine lupenreine Bestätigung der Justizwillkür in der
       Ukraine“, sagte er der taz. „Damit hat die ukrainische Regierung die
       Oppositionsführerin endgültig von der Bühne des politischen Wettbewerbs
       verbannt.“
       
       Genau daran dürfte Staatspräsident Wiktor Janukowitsch ein gesteigertes
       Interesse haben. Am 28. Oktober wird in der Ukraine ein neues Parlament
       gewählt. Jüngsten Umfragen zufolge liegt Timoschenkos Vaterlandspartei bei
       30, Janukowitschs Partei der Regionen bei nur 12,4 Prozent.
       
       29 Aug 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Barbara Oertel
       
       ## TAGS
       
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