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       # taz.de -- Deutsche Strompreise im EU-Vergleich: Den zweiten Platz teuer erkauft
       
       > Nur die Dänen zahlen in Europa mehr für Strom als die BundesbürgerInnen.
       > Der Bundesumweltminister will in diesem Zusammenhang nicht über die
       > Energiewende reden.
       
   IMG Bild: Bei den Stromkosten sind die Deutschen, gemeinsam mit den Nachbarn aus Dänemark, ganz vorn in Europa.
       
       BERLIN/KÖLN dapd/afp | Deutsche Verbraucher zahlen für ihren Strom deutlich
       mehr als ihre europäischen Nachbarn. Nur in Dänemark seien die Strompreise
       noch höher als in Deutschland, teilte der Energieversorger Flexstrom am
       Montag unter Verweis auf eine Erhebung der EU-Statistikbehörde Eurostat
       mit.
       
       Verbraucher in Frankreich zahlten gerade einmal 60 Prozent von dem, was
       Privathaushalte in Deutschland für Energie aus der Steckdose zahlen müssen.
       Für Familien ergebe sich dadurch eine Mehrbelastung von bis zu 440 Euro.
       
       Während eine Familie im österreichischen Salzburg für einen Jahresverbrauch
       von 4000 Kilowattstunden 671,88 Euro zahlen müsse, müsse eine Familie im
       nur knapp 20 Kilometer entfernten Berchtesgaden jährlich rund 295 Euro mehr
       für die Grundversorgung zahlen. Noch größer sei der Preisunterschied an der
       deutsch-niederländischen Grenze, erklärte Flexstrom.
       
       So zahle eine Familie in Aachen für 4000 Kilowattstunden jährlich 1091,18
       Euro in der Grundversorgung, im benachbarten Maastricht gebe es die gleiche
       Menge Strom für rund 400 Euro weniger. „Deutsche Stromkunden sind im
       europäischen Vergleich klar benachteiligt“, erklärte Flexstrom-Gründer
       Robert Mundt und forderte einen internationalen Wettbewerb auf dem
       Strommarkt. Davon würden die Verbraucher profitieren.
       
       ## Altmaier will nicht spekulieren
       
       Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) will sich vorerst nicht in die
       Debatte über die Zusammensetzung der Strompreise einmischen. „Über die
       Kosten der Energiewende ist in der Vergangenheit sehr viel
       Widersprüchliches gesagt worden, deshalb beteilige ich mich nicht an
       weiteren Spekulationen“, sagte Altmaier am Montag in Berlin.
       
       Am 15. Oktober lägen dem Umweltministerium neue Zahlen der
       Übertragungsnetzbetreiber vor, für diesen Zeitpunkt sei das Ministerium
       „gerüstet“. Dann solle der Verbraucher in einem „transparenten Verfahren“
       erfahren, „wie der Strompreis sich zusammensetzt“.
       
       Altmaier sagte, er begrüße die Debatte über die Strompreise. Es werde „zum
       ersten Mal“ über die Folgen und Aussichten der Energiewende debattiert.
       Allerdings seien „nicht alle Prognosen und Aussagen hilfreich“ gewesen – so
       habe etwa Vattenfalls Europachef Tuomo Hatakka über die Entwicklung im
       Laufe der nächsten 10 Jahre gesprochen.
       
       „Diese hängt aber sehr davon ab, wie gut wir die Energiewende
       organisieren.“ Hatakka, war am Montag in der Süddeutschen Zeitung mit der
       Einschätzung zitiert worden, die Strompreise würden bis 2020 aufgrund der
       Investitionen für die Energiewende um ein Drittel steigen.
       
       27 Aug 2012
       
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