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       # taz.de -- Kommentar Angriff in Jerusalem: Netanjahu findet Gehör
       
       > Der Angriff von Jugendlichen in Westjerusalem ist eine Folge des
       > politischen Klimas in Israel: Die Palästinenser sind Sündenböcke. Dennoch
       > ist die Attacke ein Novum.
       
       Dass Kinder andere Kinder mobben, in den Selbstmord treiben oder gar selbst
       aktiv Hand anlegen, um ein Leben auszulöschen, ist kein israelisches
       Phänomen. Das gibt es überall auf der Welt. Für Israel besonders ist, dass
       ein demokratischer Rechtsstaat Rassismus toleriert und sogar Politiker
       nicht daran hindert, ihn auf öffentlicher Bühne zu schüren, kombiniert mit
       der Botschaft, dass Gewalt gegen bestimmte Personen und in bestimmten
       Gegenden nicht geahndet wird.
       
       Daher ist der [1][Angriff von Jugendlichen mitten in der Westjerusalemer
       Innenstadt] eine Folge des politischen Klimas, das die Regierung Netanjahu
       verbreitet – und dennoch ein Novum.
       
       Bislang war die arabische Bevölkerung im Westjordanland den
       Menschenrechtsverletzungen seitens der Sicherheitskräfte ausgesetzt, wenn
       Land enteignet wird und Menschen gezwungen werden, ihr Heim zu verlassen.
       Immer öfter kommt es zu Übergriffen durch Zivilisten. Gefällte Olivenbäume,
       platte Autoreifen und Schikanen gehören für die Palästinenser, die dicht an
       einer israelischen Siedlung wohnen, zum Alltag. Oft sind die Täter bekannt,
       und doch kommt es selten zum Verfahren. Kaum ein Dutzend Prozesse läuft bis
       heute.
       
       Wie überzeugend kann ein Rechtsstaat sein, der sich selbst nicht an die
       eigenen Regeln hält? Wie verwirrend muss es für junge Staatsbürger sein,
       wenn sie die doppelten Botschaften in der Knesset hört, wo Flüchtlinge als
       Krebsgeschwür bezeichnet werden und überführten Extremisten das Gehalt aus
       der Staatskasse bezahlt wird?
       
       Die fatale Botschaft der Regierung geht weiter. Macht euch keine Hoffnung
       auf Frieden, sagt sie, es wird ihn nicht geben. Die Palästinenser sind
       nicht länger Partner, sie werden zum Sündenbock für die Isolation Israels
       in der Welt und die maroden Zukunftsaussichten der Jugend gemacht.
       
       21 Aug 2012
       
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   DIR Susanne Knaul
       
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