# taz.de -- Südamerika zeigt sich solidarisch: Assange sammelt Unterstützer
> Die südamerikanischen Länder stellen sich geschlossen hinter Ecuador und
> das Asyl für Assange. Die Organisation Amerikanischer Staaten will eine
> außerordentliche Sitzung einberufen.
IMG Bild: Die südamerikanischen Außenminister unterstützen Ecuador ausdrücklich im Streit mit Großbritannien.
GUAYAQUIL/LONDON dpa | Im Kampf gegen seine Auslieferung nach Schweden und
um seine Ausreise nach Ecuador bekommt Wikileaks-Gründer Julian Assange
massive Rückendeckung aus Südamerika. Das südamerikanische Staatenbündnis
Unasur unterstützt Ecuador im Streit mit Großbritannien. Die Außenminister
solidarisierten sich zum Abschluss ihres Treffens am Sonntag in Guayaquil
mit Ecuador.
Hintergrund ist die Androhung britischer Diplomaten, die britische Polizei
könne notfalls in die Botschaft Ecuadors in London eindringen und Assange,
den Gründer des Internet-Enthüllungsportals, auch auf dem Territorium der
diplomatischen Vertretung festnehmen. In Quito wird die inzwischen
zurückgenommene Drohung als Tabubruch gewertet.
Die Unasur-Außenminister in Guayaquil bekräftigten gleichzeitig die
Gültigkeit der Unantastbarkeit diplomatischer Vertretungen und des
Asylrechts. Die Unasur-Staaten forderten außerdem die beteiligten Länder
auf, in direkten Verhandlungen eine für alle Seiten annehmbare Lösung für
den Fall Assange im Rahmen des internationalen Rechts zu finden. Anzeichen
dafür, dass es zu einer Verhandlungslösung kommen könnte, sind jedoch
derzeit nicht erkennbar.
„Die Zeiten des Kolonialismus sind vorbei“, erklärte Ecuadors Außenminister
Ricardo Patiño vor seinen Kollegen der Region. Die Regeln des
internationalen Zusammenlebens seien bindend für alle Staaten der Welt. Sie
seien zu befolgen, unabhängig von deren wirtschaftlichen, politischen oder
militärischen Macht.
Am Samstag hatten die linksgerichteten ALBA-Staaten bereits in Guayaquil
Ecuadors Regierung Rückendeckung zugesichert. Die Außenminister des
Staatenbündnisses, in dem Venezuela und Kuba federführend sind,
unterstützte das Recht Ecuadors, Assange diplomatisches Asyl zu gewähren
und forderten zudem eine Debatte in den Vereinten Nationen über die
Unantastbarkeit der diplomatischen Vertretungen.
Am kommenden Freitag treffen sich in Washington die Außenminister des
Kontinents auf einer außerordentlichen Sitzung der Organisation
Amerikanischer Staaten (OAS).
Der 41-jährige Australier hatte sich am Sonntag vom Balkon der
ecuadorianischen Botschaft in London erstmals seit Monaten in der
Öffentlichkeit gezeigt. Assange bedankte sich für die Unterstützung aus
Ecuador und weiteren südamerikanischen Ländern. Er forderte die USA auf,
ihre „Hexenjagd“ auf Internet-Aktivisten zu stoppen. Der in den USA
inhaftierte Wikileaks-Informant Bradley Manning und andere müssten
freigelassen und entschädigt werden. Mehrere hundert Journalisten,
Fotografen, Assange-Unterstützer und Schaulustige hatten stundenlang vor
der Botschaft ausgeharrt. Eine Hundertschaft der Polizei sperrte die Straße
ab.
Assange wird von der schwedischen Justiz wegen mutmaßlicher Sexualdelikte
per EU-weitem Haftbefehl gesucht. Assange fürchtet jedoch, er könne in den
USA angeklagt, ausgeliefert und verurteilt werden. Wikileaks hatte
zahlreiche vertrauliche Dokumente etwa aus den Kriegen im Irak und in
Afghanistan veröffentlicht und damit unter anderem die USA blamiert.
Der Ton zwischen Großbritannien und Ecuador war in der vergangenen Woche
rauer geworden. London hatte angedeutet, auf der Grundlage eines selten
angewandten Gesetzes von 1987 notfalls für eine Festnahme Assanges in die
ecuadorianische Botschaft eindringen zu wollen. Großbritannien müsse seine
internationalen Verpflichtungen erfüllen, hieß es zur Begründung. Der
britische Außenminister William Hague sagte später, es gebe keine solche
Drohung. Der Präsident Ecuadors, Rafael Correa, bezeichnete das Vorgehen
Londons am Samstag als „inakzeptabel, intolerabel, taktlos und
rücksichtslos“.
20 Aug 2012
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