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       # taz.de -- Kolumne zum Weltkatzentag: Die Alphatiere des Internets
       
       > Miao, miao, Weltkatzentag! Wie die Katzen 2012 den Angriff eines anderen
       > Flauschtieres geschickt weggeschnurrt haben. Und: Das beste Katzencomic
       > der Welt.
       
   IMG Bild: Kraul mir den Kopf! Sonst zerkratze ich dein Gesicht und esse deine Schuhe.
       
       Endlich ist wieder Weltkatzentag, oder WKT, wie wir Katzeninsiderprofis
       sagen. Und es war ein aufwühlendes Jahr für die Katzen. Menschen machten
       sie zu [1][Helikoptern]. Andere nutzten sie als [2][Drogenkuriere]. Eine
       Katze überlebte einen [3][2-Stunden-Waschmaschinengang], der dickste Kater
       der Welt überlebte hingegen [4][nicht].
       
       Meine Katze Mono fing ihren ersten Vogel ([5][explizite Bilder]). Und auf
       der re:publica wurde es dann [6][von Sascha Lobo ausgesprochen]: Katzen im
       Internet, abgestuft von AAA auf AA+. Igel und Eulen gleichzeitig
       aufgewertet. Die Ende der Hegemonie in Flauschdigitalien drohte.
       
       Und auch ich war da schon längst der Eule verfallen. Der Sphinx der Lüfte,
       dem Vogel der [7][1.000 Gesichter], einem verknautscht-verspulten
       Außenseitertier mit Superfeatures wie Pseudoohren und
       270-Grad-Halsdrehfunktion. Ihr unaufhaltsam steiler Aufstieg war so
       unaufhaltsam und steil, dass schnell ganz Facebook vereult war und die
       Eulen schon im Frühjahr die Stars in einem
       [8][//www.youtube.com/watch?v=5xdh9ajfwX4:Lufthansa-Werbespot] waren.
       
       Doch wie so viele Sachen, die ganz schnell ganz toll sind, war es genauso
       plötzlich wieder vorbei. Aus dem Nichts standen sie [9][auf dem Titelblatt]
       der kostenlosen TV-Beilage Prisma, als „Kult“ – und durften sich in der
       Trendtierliste ganz weit hinten, irgendwo zwischen Berner Sennenhund und
       Antilope, einsortieren. Hätten Eulens es doch alles ein wenig langsamer
       angegangen. Vielleicht gibt es ja noch eine zweite Chance.
       
       Bleiben die Igel. Die lieben Igel! Die haben sich angesichts des
       Eulenschocks auch erstmal zurückgezogen und halten ihre niedlichen Füßchen
       still. Und so sind die Katzen wieder die Alphatiere in diesem Internet, zu
       deren Ehren am 30. August in Minneapolis endlich das erste [10][Internet
       Cat Video Festival] ausgerichtet wird – wer keine Zeit hat, kann sich mit
       [11][Meowbify] auch einfach alle Webseiten mit Katzenvideos zupflastern.
       
       Doch zu Katzenvideos wurde ja vor einem Jahr [12][schon alles gesagt], neu
       dazu gekommen ist nur die [13][Anfield Cat] aus dem Premier-League-Spiel
       Liverpool gegen Tottenham. Dieses Mal soll es hier um Katzencomics gehen,
       genauer: Die Rückübertragung des Katzenvideoprinzips in Comicform.
       
       Da gibt es einmal die ziemlich berühmte Simon's Cat, eine Erfolgsstory, die
       mit einem wirklich hübschen [14][Animationsfilm] über eine Katze, die ihren
       Besitzer aufweckt, begann. Das schöne an dem Film ist, dass er halbwegs
       reduziert und realistisch (okay, abgesehen von dem Baseballschläger) zeigt,
       wie Katzen halt sind. Doch, ach: Die Verlockung einer auszuschlachtenden
       Humor-Marke machte Zeichner Simon Tofield schwach. Er machte immer mehr
       Filme und daraus auch noch Comicbücher, inzwischen gibt es vier davon, sie
       sind auch in Deutschland erschienen.
       
       Hier gibt es armseliges Lustigkeitsgewitter statt präziser Beobachtung,
       antropomorphisierenden Quark, wie Garfield, aber ohne gute Pointen und
       unanimiert dann eigentlich auch gar nicht so gut gezeichnet – allenfalls
       brauchbar als Geschenk für Menschen, die sich selbst als der „Dosenöffner“
       ihrer Katze vorstellen.
       
       Wie bräsig das alles wirkt, merkt man vor allem, wenn man als Kontrast das
       wesentlich ältere [15][„Cat Getting Out of a Bag and Other Observations“]
       und seinen Nachfolger „Cats Are Weird“ daneben stellt, von Jeffrey Brown,
       der zuletzt das allein schon von der Idee her großartige [16][„Darth Vader
       and Son“] gezeichnet hat.
       
       In drei mal drei Bildern pro Seite passiert meist sehr wenig: Katze putzt
       sich. Katze niest. Katze dreht sich im Kreis und legt sich hin. Katze
       bewegt sich durch die Küche. Katze versteckt sich. Katze gähnt. Zenhafte
       Szenen, hinreißend gezeichnet, in grobem, leicht expressionistichem
       Kohlestrich. Jeder Katzenmensch wird „Ja! Genau so ist es!“ rufen und
       Jeffrey Brown für seine Bilder lieben. Alle anderen werden sich langweilen.
       
       Sollen sie halt. Sie haben es nicht besser verdient.
       
       8 Aug 2012
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.youtube.com/watch?v=-HnwhGgsgXc
   DIR [2] http://www.berliner-kurier.de/panorama/unfreiwilliger-drogenkurier-katze-schmuggelt-heroin-in-russischen-knast,7169224,16827424.html
   DIR [3] http://www.welt.de/newsticker/news2/article106260136/Katze-in-Suedafrika-ueberlebt-fast-zweistuendigen-Waschmaschinen-Gang.html
   DIR [4] http://www.spiegel.de/panorama/uebergewichtiger-kater-meow-ist-tot-a-831956.html
   DIR [5] http://michaelbrake.de/2012/08/08/mono-und-die-meise/
   DIR [6] http://www.youtube.com/watch?v=m42G0iI4S5U#t=73m58
   DIR [7] http://www.youtube.com/watch?v=m6mxInxtLsk
   DIR [8] http://https
   DIR [9] http://michaelbrake.de/wp-content/uploads/prismaeule.jpg
   DIR [10] http://www.walkerart.org/openfield/programs/internet-cat-video-film-festival/
   DIR [11] http://www.kotzendes-einhorn.de/blog/2012-07/nicht-genug-cat-content-meowbify-katzifiziert-deine-lieblingsseite/
   DIR [12] /!75734/
   DIR [13] http://www.youtube.com/watch?v=ZsMmCNK6vRk
   DIR [14] http://www.youtube.com/watch?v=w0ffwDYo00Q
   DIR [15] http://www.chroniclebooks.com/titles/cat-getting-out-of-a-bag-and-other-observations.html
   DIR [16] http://www.chroniclebooks.com/titles/darth-vadertm-and-son.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Michael Brake
       
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